Wie schlimm muss es um Staatsschulden und Währungen, ja um das ganze Finanzsystem bestellt sein, wenn der Goldpreis offenkundig manipuliert wird? Die Antwort birgt Überraschungen.
Der Bild-Zeitung gebührt das Verdienst, für Anleger ein zuverlässiger Kontra-Indikator zu sein. Das war zum Beispiel der Fall, als der Goldpreis an einem heißen Tag im August 2011 zum Höhenrausch ansetzte und die Titelseite des Boulevardblatts vor lauter Degussa-Goldbarren mitsamt fetter Überschrift erstrahlte. Und kaum war der Preis des Edelmetalls am vergangenen Montag wie vom Blitz getroffen – dazu gleich mehr – abgestürzt, titelte Bild: „Goldrausch ist am Ende“.
Die vermeintlichen Ursachen waren schnell gefunden: Technische Gründe, Chinas Konjunktur schlechter als erwartet, drohende zyprische Goldverkäufe, Schieflagen indischer Investoren, langsamerer Anstieg der Verbraucherpreise, Gold als Anti-Inflationswährung weniger attraktiv, Prognosen der US-Investmentbank Goldman Sachs und so weiter. All das zu diskutieren, hat sich dann gleich am Dienstag und Mittwoch erübrigt, weil inzwischen starke Zweifel aufgekommen sind, ob es beim Preissturz mit rechten Dingen zuging.
Trotz Preiseinbruch: Historische Kaufchance für Gold!
Gold ist der einzig sichere Hafen außerhalb des Finanzsystems. Um diesen für Anleger unattraktiv zu machen, könnte der jüngste Goldpreiseinbruch bewusst herbeigeführt worden sein.
Anomalien, wohin man blickt!
Zitieren wir dazu den Geschäftsführer eines renommierten Edelmetallhändlers, über den sehr hohe Edelmetallumsätze – auch von Banken – abgewickelt werden: »Schon seit einigen Wochen ereignen sich Dinge am Goldmarkt, die gelinde gesprochen außergewöhnlich sind.« Das war bereits Anfang Februar zu beobachten, und zwar bei Puts auf das Edelmetall (Gold-Verkaufsoptionen). Wer Puts kauft, spekuliert auf fallende Preise. Geschäftsführer: »Kurz nach diesem ersten Akt folgten in unregelmäßigen Abständen sehr hohe Verkäufe just zur Eröffnung der Edelmetallbörse in New York. Teils wurden zirka 31 Tonnen Gold und mehr unlimitiert zum Verkauf angeboten. Verkaufsorders in dieser Größenordnung unlimitiert in den Markt zu stellen, ist eher ungewöhnlich, da hier ein erhöhter Preisdruck ausgeübt wird, der sicherlich zu ungünstigeren Erlösen für den Verkäufer führt.«
Die Liste ließe sich noch weiter fortsetzen. Doch zitieren wir lieber ein letztes Mal den Geschäftsführer, weil man ihm als einem Insider des Edelmetallgeschäfts das folgende Fazit gern abnimmt: »Dass Gold und Silber in Zeiten von milliardenschweren Rettungsschirmen für Banken und/oder Staaten einen so heftigen Einbruch erleben, just nachdem die Investmentbank Goldman Sachs vergangene Woche die Kursziele für Gold reduziert hatte, hinterlässt aber sicherlich ‚ein besonderes Gschmäckle‘. Und die Art und Weise, wie am Freitag von einem Marktteilnehmer (Merrill Lynch) Papiergold im Volumen von mehr als 100 Tonnen zur Eröffnung des New Yorker Futuresmarktes in den Markt gedrückt wurde, ist sehr verwunderlich. Am Ende wurden allein an diesem Tag 1150 Tonnen des gelben Metalls gehandelt, knapp die Hälfte einer gesamten Jahresproduktion und ein Vielfaches des normalen Handelsvolumens. Das kann kein Markt ohne deutliche Kursverluste absorbieren.«
Keine Frage, Banken – aber auch Staaten – haben es gar nicht gern, wenn ihre Kunden bzw. Bürger Gold horten. Die einen, weil ihnen Geschäft entgeht, wenn Kunden sich lieber Barren in den heimischen Safe legen, statt Bankprodukte zu kaufen. Und die anderen, weil sie das Vertrauen in ihre Währungen solange wie möglich aufrecht erhalten möchten, koste es was es wolle. Dass die – offenbar konzertierte – Attacke gegen den Goldpreis schon jetzt stattgefunden hat, muss als ernstes Warnsignal interpretiert werden: Dass es um die Staatsschulden und das Bankensystem einschließlich Zentralbanken viel schlimmer bestellt ist, als wir bisher geahnt haben.
Was bedeutet die Attacke gegen das Gold?
Hier ist nicht der Platz, um den derzeit heiß diskutierten Verschwörungstheorien anzuhängen. Stattdessen erscheint es opportun, die Ereignisse der vergangenen Tage als Marktgegebenheiten zu interpretieren. Wenn es der einen oder anderen Bank gelingt, den Goldmarkt zu manipulieren und davon auch noch zu profitieren, ist das ihre Sache. Schade wäre es, wenn dadurch manche Anleger geschockt würden und ihr Gold Hals über Kopf verkauften. Dass die meisten von ihnen es nicht tun, spricht für ihre Abgeklärtheit. Das Verhältnis der Käufer zu den Verkäufern des Edelmetalls beträgt seit Wochen neun zu eins.
Man kann die Attacke gegen den Goldpreis als verzweifelten Versuch deuten, Misstrauen in das Edelmetall zu schüren, um Vertrauen in die Währungen, ja in das ganze Finanzsystem unter Führung der Zentralbanken zu erzeugen oder zumindest aufrecht zu erhalten. Die Attacke kann indes auch ein Warnsignal sein, und zwar in der Weise, dass auf Staaten und Banken unlösbare Aufgaben zukommen und ein konzertiertes Ablenkungsmanöver Zeitgewinn bringt. Jedenfalls gibt es genug Diskussionsstoff.
Wer dagegen lieber handeln als diskutieren will, ist gut beraten, den eigenen Goldbestand zu den zwischenzeitlich immer wieder möglichen Schnäppchenpreisen aufzustocken.
Auszug aus einer E-Mail der AUVESTA Edelmetalle AG (19.04.2013)