Unabhängig davon, was Du Dir im Einzelnen vorgenommen hast – ob nun die Steuererklärung, Deine Zielplanung oder eine körperliche Betätigung – es erscheint plötzlich viel wichtiger, den Müll rauszubringen oder das Geschirr abzuspülen. Dann kommt ja noch dieser tolle Film im Fernsehen und mit Oma habe ich auch schon lange nicht mehr telefoniert… Und so finden die Menschen immer wieder neue Sachen, die sie tun können, nur um nicht mit dem eigentlichen Projekt zu beginnen. Du siehst also, Aufschieben ist ganz einfach!
»Aufschieberitis« ist nicht nur ärgerlich, sondern auf Dauer auch frustrierend. Wir schaffen nicht das, was wir uns vornehmen, und zweifeln bald an der eigenen Leistungsfähigkeit: »Morgen, morgen, nur nicht heute, sagen alle faulen Leute!«
Es gibt aber einige Methoden, um der »Aufschieberitis« Herr zu werden und die Dinge zu erledigen, die erledigt werden müssen. Bevor Du Dich mit Tricks und Kniffen selbst zum Arbeiten bringst, solltest Du einmal einige Gedanken auf das Phänomen selbst richten. »Aufschieberitis« ist etwas, das in Dir – und wohl in uns allen – ist. Da eigentlich nichts in uns vollkommen nutzlos ist, solltest Du sie ernst nehmen und nicht einfach nur »weg haben« wollen. Manchmal haben wir nämlich gute Gründe für das Aufschieben.
Es lohnt sich, einmal zu analysieren, warum wir bestimmte Aufgaben vor uns herschieben – denn nur so können wir auch den richtigen Weg im Umgang mit der Aufschieberei finden. Sehr wahrscheinlich wirst Du feststellen, dass die Gründe bei verschiedenen Aufgaben ganz unterschiedlich sein können. Du erfährst so sehr viel über Deine Eigenmotivation und Prioritätensetzung.
Aufschieberitis kann ganz verschiedene Ursachen haben:
- Unlust, weil die Sache einfach keinen Spaß macht.
- Mangelnde Motivation, weil der Sinn der Tätigkeit entweder nicht klar oder zu gering ist.
- Ein Trotzgefühl, das aus früheren Ereignissen immer noch aktiv ist und dafür sorgt, »dass wir doch nicht das machen, was andere von uns erwarten.«
- Schlechte Organisation.
- Mangelnde Erfolgserlebnisse.
Darüber hinaus kann die Ursache für das Verschieben auch in persönlichen Widerständen liegen. Hier solltest Du, vor allem bei persönlichen Projekten oder Zielen, einmal genau darauf achten: Welche Gründe kann es haben, dass Du zum Beispiel Deine Selbständigkeit oder das Buchprojekt nicht endlich angehen? Angst? Zweifel?
Vielleicht ist es auch nicht das richtige Ziel?
Beantworte Dir in der nächsten Zeit einmal zu jeder Aufgabe, die Du aufschiebst, die folgenden Fragen:
- Warum mache ich diese Aufgabe jetzt nicht?
- Was habe ich davon, die Aufgabe jetzt nicht zu erledigen?
- Welche Gefühle sind in mir, wenn ich an diese Aufgabe denke?
- Wie fühle ich mich damit, dass ich diese Aufgabe vor mir herschiebe?
- Was will ich jetzt ändern?
Durch diese Analyse gewöhnst Du Dich daran, Dir über Deine Aufschieberei, über Deine Gründe dafür und Deine Gefühle dabei bewusster zu werden. So kommst Du mit Dir selbst in Kontakt und wirst möglicherweise Muster oder Motive erkennen, mit denen Du weiterarbeiten kannst. Du erkennst so auch, ob und warum ein persönliches Ziel vielleicht nicht das Richtige ist und was Du Dir stattdessen vornehmen kannst.
Schau aber nicht nur dahin, wo Du Aufgaben vor Dir herschiebst, sondern beachte bei Deiner Analyse unbedingt auch, warum Du manche Aufgaben sofort erledigst und was dafür die Gründe sind. So findest Du heraus, wann und wodurch Du motiviert bist.
Häufig mit der »Aufschieberitis« verbunden sind die Schuldgefühle, die wir uns machen, wenn wir etwas nicht erledigen. Damit sind wir fast so ist wie Kind und Eltern zugleich. Wir sind »böse«, weil wir etwas aufschieben, und bestrafen uns auch gleich selbst dafür, indem wir uns deswegen schlecht fühlen. Schuldgefühle sind aber leider meist vollkommen nutzlos – im Gegenteil, sie kosten uns auch noch viel Energie.
Viel besser ist es, zu der eigenen Aufschieberei zu stehen. Du bist ein erwachsener Mensch, und wenn Du gute Gründe gefunden hast, eine Aufgabe nicht machen zu wollen, dann steh dazu. Du kannst ja vielleicht auch auf andere Art dafür sorgen, dass die Aufgabe erledigt wird, indem Du diese delegierst, jemand anderen dafür bezahlst oder auch jemanden findest, der kein Problem damit hat, dem Du dann aber dafür etwas anderes abnehmen kannst. Vielleicht ist auch einfach morgen ein besserer Tag und manchmal macht das Verschieben einfach auch Sinn! Es gibt zum Beispiel diese Zeiten, in denen wir die sprichwörtliche Aktion in Menschengestalt sind. Wir schaffen es dann, in wenigen Stunden Dinge zu erledigen, für die wir sonst Tage gebraucht hätten. Alles geht uns leicht von der Hand und wir arbeiten unsere Aufgaben einfach so weg. An anderen Tagen quälen wir uns mit den einfachsten Arbeiten und nichts klappt, wie es sein soll. An solchen Tagen ist es dann tatsächlich besser, eine Aufgabe zu verschieben. Und das ohne Reue und ohne Schuldgefühl, sondern einfach, weil wir es besser wissen.
Es gibt eine Reihe von Aufgaben, die wir aber leider nicht länger verschieben können. Und dafür habe ich im Folgenden für Dich noch lohnende Denkanstösse und praktische Hinweise:
Widme der Verwirklichung Deiner Ziele und Träume so viel Zeit wie möglich. Stelle Dir immer wieder die Frage, ob das, was Du gerade tust, Dich Deinem Ziel wirklich näher bringt. Falls nicht, suche einen neuen Weg.
Motivationsstrategien sagen deshalb: Unsere Zeit ist begrenzt und Erfolgsmenschen sind sich dessen bewusst – und nutzen sie. Doch sie empfinden Zeitdruck nicht als negativ, sondern eher als Ansporn. Konsequent und leidenschaftlich versuchen sie, ihre Träume zu verwirklichen.
Warum nicht auch Du?
»Frauen von heute warten nicht auf das Wunderbare – sie inszenieren ihre Wunder selbst.« Katharine Hepburn
Dein Bernd M. Schmid (Finanz Punk)