Auf die US-Immobilienblase folgt die Versicherungskrise aus Europa
Mainz (ots) – „Die letzte Finanzkrise ging von der Immobilienblase in den USA aus, die nächste wird durch die europäische Versicherungswirtschaft ausgelöst werden“, warnt der Finanzanalyst Antonio Sommese. Aufgrund der Ultraniedrigzinspolitik könnten die Lebensversicherungen ihre Renditeversprechungen der Kundschaft gegenüber immer weniger halten. Bei einem Anlagevolumen der europäischen Versicherungsgesellschaften allein in der EU von rund 4,4 Billionen Euro sei das bittere Ende dieser Entwicklung absehbar. „Jeder in der Branche kennt die Lage, aber keiner weiß Abhilfe. Das ist dieselbe Situation, wie wir sie in der Immobilienwirtschaft hatten, bevor sie die letzte schwere Finanzkrise auslöste“, sagt Antonio Sommese.
Als Ursache der Assekuranzkrise, von der die deutschen Lebensversicherer besonders heftig betroffen seien, nennt Sommese die „extrem lockere Geldpolitik“ der Europäischen Zentralbank EZB, die zu einem Zinsverfall bei Staatsanleihen – einer Hauptanlageform für Lebensversicherungen – geführt habe. Die deutschen Versicherungsgesellschaften müssten im Schnitt einen Garantiezins von 3,2 Prozent auf Lebensversicherungen zahlen, während eine deutsche Staatsanleihe mit zehnjähriger Laufzeit lediglich 0,3 Prozent Ertrag bringe.
Die traditionell in Europa besonders enge Beziehung zwischen Lebensversicherern und Bankern könnte sich in dieser Situation als ansteckend und damit verhängnisvoll erweisen, warnt der Finanzexperte. Sobald die Assekuranzen gezwungenermaßen mit massiven Umschichtungen ihrer Bestände beginnen und dadurch Verkäufe in großem Stil auslösten, erwartet der Analyst den Beginn der nächsten großen Finanzkrise.
„Die niedrige Verzinsung der Lebensversicherungen galt bislang vor allem als Problem derjenigen, die damit ihre Altersvorsorge geplant hatten. Möglicherweise könnte sie sich jedoch weit darüber hinaus als Verursacher der nächsten Finanzkrise entpuppen“, sagt Antonio Sommese.