»Island will Geld-Revolution«

In Island gibt es Überlegungen den Geschäftsbanken die Möglichkeit zur Geldschöpfung zu entziehen und Geldproduktion allein der staatlichen Zentralbank zuzusprechen. Ob das funktioniert und eine bessere Welt schafft, ist jedoch fraglich.

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Island denkt laut über eine Geldreform nach. Unter dem Titel „Monetary Reform“ veröffentlichte der Wirtschaftsausschuss des isländischen Parlaments unter Vorsitz von Frosti Sigurjonsson eine Studie hinsichtlich notwendiger Reformen des Geldsystems. Die Studie wurde vom isländischen Premierminister in Auftrag gegeben.

Die isländischen Geschäftsbanken hätten Dank des Teilreserve-Systems in den zurückliegenden Jahrzehnten weit mehr Geld produziert, als es für das wirtschaftliche Wachstum in Island erforderlich gewesen sei. Die isländische Notenbank sei dabei nicht in der Lage gewesen, das Geldmengenwachstum ausreichend zu kontrollieren. Seine Schlussfolgerungen: Die Macht der Geldschöpfung muss den Geschäftsbanken entzogen und an die staatliche Notenbank übertragen werden. Dazu seien die (Sicht-)Einlagen bei Geschäftsbanken fortan mit einer 100 Prozent Reserve zu hinterlegen. Die Entscheidung, wann und wieviel neues Geld produziert und in Umlauf gegeben werden soll, sei künftig von einem „regierungsunabhängigen Gremium“ zu treffen. Geschäftsbanken agieren fortan nur noch als Zahlungsabwickler und als Finanzintermediäre. Zudem ist ihnen nur noch erlaubt, Kredite zu vergeben, die laufzeitkongruent finanziert sind („Narrow Banking“).

Kann das funktionieren?

Michael Dürr, Vorstandsmitglied des bayerischen Landesverbands der Liberalen Vereinigung: „Die Überlegungen, den Banken die Möglichkeit zur Geldschöpfung zu entziehen, sind definitiv in die richtige Richtung gedacht. „Insgesamt ist das Papier sehr gut gemacht“, so Dürr, der selbst in den 2000er Jahren versucht hatte, in Südafrika eine Geldreform anzustoßen. „Es analysiert die mit dem herrschenden Geldsystem einhergehenden Probleme sehr präzise. Auch wird der Übergang in ein anderes System sehr treffend entwickelt und erklärt. Allerdings kommt ein wichtiger Punkt zu kurz: Die gleichzeitige Erlaubnis von jeglicher Form alternativer Zahlungsmittel. Nur dann nämlich können die Marktkräfte für die einzelnen Teilmärkte die jeweils sinnvollsten Lösungen schaffen und der enormen Macht der Zentralbank wird so ein freiheitliches Korrektiv entgegengestellt.“

Die Marx’sche Vision

Thorsten Polleit, Ludwig von Mises Institut: Das „Umstellen“ des staatlich monopolisierten ungedeckten Papiergeldsystems auf ein staatlich monopolisiertes Vollgeldsystem führt dazu, dass die Geschäftsbanken keine Geldschöpfungsgewinne mehr machen und auch jederzeit zahlungsfähig sind. Alle anderen ökonomischen und ethischen Defizite des ungedeckten Papiergeldsystems – wie Inflation, Boom-und-Bust-Zyklen, die Bereicherung einiger auf Kosten vieler, und der staatlicher Missbrauch mit der Notenpresse – bleiben jedoch bestehen. Es gibt keine Produktionsweise des Vollgeldes, die der herrschenden Produktionsweise überlegen wäre. Wie erklärt sich dann die Empfehlung für ein Vollgeldsystem?

Eine Antwort könnte lauten: mangelnde Geldtheorie. In Sigurjonsson Papier werden die wichtigsten geldtheoretischen Fragen gar nicht angesprochen. Es wird ausgeblendet, dass Geld ein „Marktphänomen“ ist, wie schon Carl Menger (1840 – 1921) erkannte: Geld, das allgemein akzeptierte Tauschmittel, entsteht spontan aus dem freien Markt, ohne ein Dazutun des Staates, und zwar entsteht es aus einem Sachgut. Ludwig von Mises (1881 – 1973) hat Mengers Theorie der Geldentstehung nachfolgend mit seinem Regressionstheorem abschließend erklärt: Mises zeigte, dass Geld aus einem Sachgut entstanden sein muss, das zuvor allein aufgrund seiner nicht-monetären Zwecke wertgeschätzt wurde; und dass der Staat Geld nicht „von oben“, per Dekret einführen kann.

Das Vollgeld, wie es von seinen Befürwortern protegiert wird, kann folglich gar nicht als „eigenständiges“, „vollwertiges“ Geld angesehen werden. Vielmehr stellt es eine (weitere) „Deformationsstufe“ des ungedeckten Papiergeldes dar. Vor allem aber bringt das Vollgeldsystem keine Abkehr von der Verstaatlichung des Geld- und Bankwesens, die nicht nur für chronische Wirtschaftsstörungen sorgt, sondern die eben in besonderem Maße auch sozialistischen Politiken auf allen Ebenen Vorschub leistet. (Karl Marx wusste wahrscheinlich sehr wohl, warum er in seinem Kommunistischen Manifest (in Punkt fünf) die „Zentralisation des Kredits in den Händen des Staats durch eine Nationalbank mit Staatskapital und ausschließlichem Monopol“ fordert.)

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