»Franz Hörmann will mit dem neuen Geldsystem „Info-Money“ Griechenlands Misere beenden!«

Er ist Professor an der Wiener Wirtschaftsuniversität, sie Menschenrechtsaktivistin: Franz Hörmann und Sarah Hassel-Reusing wollen mit dem neuen Geldsystem Info-Money Griechenlands Misere beenden.

Politiker geben gerne Versprechen ab, Ökonomen sehen sich wiederum gern als Propheten. Erstere halten ihre Versprechen allerdings so gut wie nie, Letztere scheitern nur allzu oft an der wirtschaftlichen Realität. Gemäß den Versprechungen der Politik und den Vorhersagen der Spitzenökonomen der EU-Kommission, der Europäischen Zentralbank (EZB) und des Internationalen Währungsfonds (IWF) hätte Griechenland in diesem Jahr die Krise überwunden und würde ökonomisch gesundet an die Finanzmärkte zurückkehren. Daraus wird nichts. Und das ist nicht erst seit dem Wahlsieg von Alexis Tsipras klar.

Nun fragt sich alle Welt, wie die Griechen wieder auf die Beine kommen, wie sie Wohlstand schaffen und ihre Schulden bezahlen können, wie sie das zerschlagene Gesundheitssystem wieder aufbauen und dem Heer von arbeitslosen jungen Menschen wieder eine Perspektive geben können. Und inmitten dieser hoffnungslosen Ratlosigkeit kommt einer daher und verspricht den Griechen Wohlstand im Überfluss!

Franz-Hoermann-12022015Der Wiener Universitätsprofessor Franz Hörmann hat das neue Geldsystem Info-Money entwickelt.

Die Rede ist von Franz Hörmann, Professor an der renommierten Wirtschaftsuniversität in Wien. Er prophezeit nicht mehr und nicht weniger als das, was gemeinhin unter dem Begriff „Schlaraffenland“ verstanden wird: „Die umverteilungslose Gesellschaft, in der durch Kooperation Wohlstand für alle geschaffen und durch individuelle Geldschöpfung für alle verteilt wird.“ Sein Weg in derart paradiesische Zustände führt über ein neues Geldsystem. Er nennt es Informationsgeld oder kurz Info-Money.

Für seine Idee konnte er bislang zwar weder Kollegen noch irgendwelche Politiker begeistern – dafür jedoch eine große Euro-kritische Internetgemeinde. Virtuell sind der Mann und seine Theorie schon lange ein Thema.

Hörmann hat zum ersten Mal ernsthafte Verbündete

Jetzt aber hat er in der Wuppertaler Menschenrechtsaktivistin Sarah Hassel-Reusing erstmals eine „reale“, sprich ernsthafte Verbündete gefunden. Hassel-Reusing wurde bekannt, weil sei mit zahlreichen Klagen vor dem Bundesverfassungsgericht einen langen und zähen Kampf gegen die Euro-Rettungspolitik führte und angesichts des Zerfalls des griechischen Sozialsystems eine Strafanzeige gegen unbekannt wegen „Verbrechens gegen die Menschlichkeit“ vor dem Strafgerichtshof in Den Haag einreichte.

Sarah-Hassel-Reusing-12022015Sie hat oft geklagt: Sarah Hassel-Reusing vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag.

Diesmal will sie gemeinsam mit Hörmann erstens den Griechen helfen und schrieb zweitens die UN-Welthandels- und -Entwicklungskonferenz (Unctad) an, die derzeit über Staateninsolvenzverfahren debattiert mit dem Ziel, die Lage der Armen in der ganzen Welt zu verbessern. Grundlage der Unctad-Debatte sind die im Jahr 2000 gesteckten sogenannten Millenniumsziele. Bis zum Jahr 2015, so lautete damals die feierliche Erklärung, sollte die Anzahl der Menschen in extremer Armut, die Zahl der Hungernden und derjenigen, die keinen gesicherten Zugang zu Trinkwasser haben, halbiert werden. Die großen Seuchen wie Aids und Malaria wollte man zum Stillstand bringen, die Bildungschancen erhöhen. Inzwischen ist allen klar, dass diese Ziele ebenso weit verfehlt werden wie die wirtschaftspolitischen Ziele in Griechenland.

„Für Staaten wie Griechenland soll es noch schwieriger
werden, Sparauflagen nicht zu erfüllen.“
Sarah Hassel-Reusing (Wuppertaler Menschenrechtsaktivistin)

„In den zwei Resolutionen zu Staateninsolvenzverfahren vom 9.9. und 5.12.2014 fehlen sogar einklagbare Ziele wie die Menschenrechte“, sagt Hassel-Reusing. Nach ihrer Überzeugung muss ein Staatsbankrott rechtlich nämlich nur am Maßstab der im Schuldnerland geltenden Menschenrechte gelöst werden und nicht etwa nach den Vorgaben des Internationalen Währungsfonds (IWF) oder einer europäischen Troika. Stattdessen wolle die Welthandelskonferenz jedoch das internationale Finanzsystem stärken.

„Für Staaten wie Griechenland soll es noch schwieriger werden, Sparauflagen nicht zu erfüllen“, sagt sie der „Welt“. Das will Hassel-Reusing verhindern und hat zu diesem Zweck einen Dreistufenplan entwickelt, der die sozialen Folgen für die Menschen in bankrotten Staaten nicht nur lindern, sondern weitgehend beseitigen soll. Dreh- und Angelpunkt dieses Plans ist Hörmanns Info-Money. Ihre Expertise haben die beiden an diverse Sonderberichterstatter der UN geschickt – und selbstverständlich an die Griechen, die ja seit Längerem in einer höchst prekären Lage sind. „Wir haben Kontakt mit den Griechen“, bestätigten beide. Mehr wollen sie aber noch nicht sagen.

Hörmann sieht Geldsystem als Schuldgeld-System

Wer den Dreistufenplan verstehen will, muss zunächst einmal die Grundzüge von Hörmanns Informationsgeldtheorie kennen. Hörmann bezeichnet das jetzige Geldsystem als Schuldgeldsystem. „Geld, dass sich jemand von der Bank leiht, ist nie das Geld der Sparer. Diese Vorstellung ist Unfug“, sagt Hörmann. „Dieses Geld entsteht vielmehr durch einen Buchungssatz: Einerseits verbucht die Bank also eine Forderung an den Kreditnehmer, sie möchte den Betrag ja wieder zurückerhalten – sogar vermehrt um Zinsen. Andererseits bucht sie eine eigene Verbindlichkeit in gleicher Höhe an denselben Kreditnehmer.“ Damit habe die Bank Girogeld „aus dem Nichts“ geschaffen. Die gesamte Geldschöpfung funktioniere auf diese Weise zu 97 Prozent in den Geschäftsbanken.

In Hörmanns System soll die Geldschöpfung „demokratisch, durch eine speziell dazu gesetzlich beauftragte Institution, die sogenannte Demokratische Zentralbank, stattfinden“. Dabei entstünden „keine Schulden und somit auch keine Zinsen“.

Gleichzeitig ersetzt Hörmann die klassische Kreditbuchung der Geschäftsbank „Forderung an Verbindlichkeiten“ durch „Kassa an Eigenkapital“ bei seiner Demokratischen Zentralbank. In der „Kassa“ entstünden dann die elektronischen Zahlungsmittel. Anders als heutiges Buchgeld stellten sie jedoch „bereits das Geld an sich und keine Forderung auf Geld mehr dar“, sagt Hörmann. „Und im Eigenkapital wird sichtbar, dass wir alle – Bürgerinnen und Bürger – Miteigentümer der Demokratischen Zentralbank sind.“

Hörmanns Ideen erinnern an frühere Heilsbotschaften

Allen soll also alles gehören, mit ganz ähnlich lautenden Zielen sind in der jüngeren Geschichte schon andere angetreten und letztlich mit katastrophalen Folgen für die Bevölkerung gescheitert.

Aber zurück zu Hörmann: Wenngleich das Geld allen gehört, soll doch nicht jeder so viel davon nehmen können, wie er will. Denn sein „Guthaben“ hängt von seiner Leistung ab, die wiederum „von der Gemeinschaft bewertet“ wird. Der Einzelne unter der Fuchtel des Kollektivs, auch das erinnert sehr an frühere Heilsbotschaften. Für die Leistung gibt’s bei Hörmann Gutscheine, mit denen der Kunde dann einkaufen kann und die beim Konsum wieder vernichtet werden.

Sarah Hassel-Reusing hat das alles offenbar nicht abgeschreckt. Vielmehr erhebt sie es zum Ziel einer gerechten Gesellschaft, der Hörmann den „Überfluss der bedingungslosen Grundversorgung“ verspricht. Allerdings will sie bei Marktpreisen bleiben und die „asymmetrischen Preise“ des Info-Money-Systems für sozial Schwache und zur Stärkung der Wettbewerbstätigkeit einsetzen. Konkret heiße das, sozial Schwachen werde beim Bezahlen weniger abgebucht, als der Zahlungsempfänger erhalte. Der Zahlende bekommt praktisch einen Zuschuss.

Krisenbewältigung nach einem Drei-Punkte-Plan

Hörmanns Info-Money ist der dritte und finale Schritt ihres Vorschlags an die Unctad. Im ersten Schritt sollen die UN zur Überwindung humanitärer Krisen Geld drucken können, das über einen Währungskorb an die Leistungsbringer, also Ärzte, Pharmaunternehmen oder auch Landwirte, ausgezahlt wird. Im Falle eines Staatsbankrotts „sollen die Pleitestaaten selbst zur Bewältigung der humanitären Krise Geld drucken können“, bevor sie dann nach Hörmann „Wohlstand für alle“ schaffen.

Ob die Griechen anbeißen? Schwer zu sagen – schließlich haben sie schon reichlich Erfahrungen mit Utopisten, die ihnen das Paradies versprachen.

Mein Fazit:

Für seine Ideen konnte Franz Hörmann, oder Menschen wie Sarah Hassel-Reusing bislang zwar weder Kollegen noch irgendwelche Politiker begeistern – aber das konnten Menschen wie Galileo Galilei, Albert Einstein, Nicola Tesla oder andere auch nicht von Anfang an…

Quelle: www.welt.de
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