1. Wie lässt sich in physiches Gold investieren?
Wer als Privatperson in Gold investiert, der will es üblicherweise auch in der Hand halten können. Dabei kommen drei Möglichkeiten infrage: Schmuck, Barren und Münzen. Wer sich für einen Ring oder eine Halskette entscheidet, der muss bedenken, dass letztlich auch hier der Feinheitsgehalt des Edelmetalls und das Gewicht die Preisuntergrenze bilden. Ästhetik oder Handwerkskunst rechtfertigen vielleicht einen Aufpreis, das ist aber Geschmackssache. Goldbarren gibt es bei Freien Beratern und bei Edelmetallhändler in Stückelungen von einem Gramm bis einem Kilogramm.
Die gängigsten Goldmünzen sind der Krügerrand aus Südafrika, der Maple Leaf aus Kanada sowie der American Eagle, die jeweils zwischen einer Unze (31,10 Gramm) und einer zehntel Unze schwer sind. Im Gegensatz zu Goldmedaillen – etwa zu Olympischen Spielen – sind die Goldmünzen offizielle Zahlungsmittel. Deshalb ist ihre Akzeptanz auf der ganzen Welt hoch. Um vor Fälschungen sicher zu sein, sollte man die Münzen und Barren nur bei seriösen Händlern kaufen. Wer die Stücke vor Kratzern und Beschädigungen schützen will, sollte sie in Klarsichtfolie eingeschweißt bestellen.
2. Wer kauf des gelbe Edelmetall?
Geht es ums physische Gold, schlägt keiner die Chinesen: 970 Tonnen haben sie in Form von Münzen, Barren und Schmuck im vergangenen Jahr gekauft, fast ein Drittel mehr als die Inder, die mit 661 Tonnen auf Platz zwei liegen. Das zeigt eine Erhebung des World Gold Councils, eines Lobbyverbandes für Gold. Die Plätze drei und vier gehen an die USA (211 Tonnen) und Deutschland (121 Tonnen). Insgesamt lag die weltweite Nachfrage 2016 bei 3 088 Tonnen und damit elf Prozent unter dem Vorjahreswert. Der Trend dürfte sich auch im kommenden Jahr fortsetzen. Weltweit betrachtet war das dritte Quartal das schwächste Kaufjahr seit 2009. Zwei Entwicklungen macht John Mulligan, Direktor des World Gold Councils, als Hauptursachen aus: Erstens sank die Nachfrage in Indien unter anderem aufgrund der Bargeldreform des Landes zur Bekämpfung der Korruption. Als zweiten Grund führen die Experten an, dass die Investoren die Lust am Gold derzeit verloren haben – trotz aller geopolitischen Spannungen.
3. Wie läuft die Anlage über Wertpapiere?
Erfahrene und risikoerprobte Anleger können direkt in Minenaktien investieren. Börsennotierte Bergbaukonzerne findet man an den kanadischen, US-amerikanischen, australischen und südafrikanischen Handelsplätzen – den traditionellen Förderländern. Dabei sollten Anleger darauf achten, dass die Titel in offiziellen Aktienindizes vertreten und liquide sind. Sogenannte Penny Stocks – oft nur wenige Cent wert – sollten gemieden werden. Wer nicht nur auf einzelne Aktien setzen will, der ist bei Rohstofffonds gut aufgehoben. Sie streuen das Risiko über eine ganze Reihe von Papieren. Zu den großen Anbietern in Deutschland zählen die Deutsche-Bank-Tochter DWS, die zur Allianz gehörende AGI, die Dekabank (Sparkassen) sowie Union Investment (genossenschaftlicher Verbund).
In jüngerer Zeit kommt zudem ein relativ junger Trend zu speziellen Wertpapieren verstärkt zum Tragen. Die Rede ist von sogenannten Exchange Traded Products (ETP), die mit physischem Gold besichert sind und den Goldpreis nachbilden. Das bedeutendste Wertpapier dieser Art in Deutschland ist das sogenannte Xetra-Gold von der Deutschen Börse – es feierte 2017 seinen zehnten Geburtstag. Dessen Bestände, die in Tresoren von Clearstream Banking verwahrt werden, überstiegen in diesem Jahr bereits 170 Tonnen. Wer Xetra-Gold besitzt, kann sich das Edelmetall auch ausliefern lassen, und zwar schon ab einem Gramm.
4. Wie bildet sich der Preis?
Am London Bullion Market wird der Weltmarktpreis für das Edelmetall zweimal täglich um 10.30 Uhr und 15 Uhr festgestellt. Dieser Richtpreis wird von einem kleinen Kreis von Banken gebildet und von großen Goldbesitzern wie etwa Bergbauunternehmen abgefragt. Auch die meisten Notenbanken, darunter auch die Deutsche Bundesbank, beziehen sich auf den Referenzpreis am Nachmittag, um ihren Goldreserven einen Wert zu geben. Zahlreiche Edelmetallhändler im Einzelhandel ändern ihre Preise täglich in Übereinstimmung mit dem Londoner Goldpreis.
Im März 2013 eröffnete die Internationale Organisation der Wertpapieraufsichtsbehörden eine Untersuchung wegen des Verdachts auf Manipulationen beim damaligen Gold-Fixing. Hintergrund war die Aufdeckung des sogenannten Libor-Skandals im Jahr 2012, bei dem die ähnlich dem Goldpreis ermittelte London Interbank Offered Rate für Zinsgeschäfte zwischen Banken jahrelang durch falsche Meldungen systematisch verzerrt worden war. Daher hat die Vereinigung der Goldhändler in London, die LBMA, die Methode zum Festsetzen des Referenzpreises für Gold umgestellt und die antiquierten Telefonkonferenzen durch ein elektronisches Verfahren ersetzt. Zudem kontrolliert die britische Finanzaufsicht FCA den Goldpreis.
5. Wer kauft in Deutschland Gold?
Die Deutschen reagieren auf die Nullzinspolitik der Notenbanken nicht nur mit Immobilienkäufen, sondern stecken auch einen Teil ihres Geldes in Gold. Im Jahr 2016 waren es immerhin 75 Prozent der Bevölkerung, die auf das gelbe Edelmetall setzten. Laut einer Studie der Reisebank besitzen die über 18-Jährigen in Deutschland durchschnittlich 58 Gramm Schmuck und 69 Gramm physisches Gold in Form von Münzen und Barren. Das würde heute einem Wert von 4.240 Euro entsprechen.
Allerdings gibt es in Deutschland große regionale Unterschiede. Im Süden der Republik hortet man 85 Gramm pro Kopf, die Ostdeutschen kommen dagegen nur auf 45 Gramm. Bei den Gründen für Goldinvestments scheint auch die deutsche Geschichte eine Rolle zu spielen. Knapp 45 Prozent der Befragten stimmen der These zu, dass Goldinvestments helfen, „eine Währungsreform besser zu überstehen“. Fast 53 Prozent versprechen sich Schutz vor Inflation. Und jeder vierte Deutsche will bald wieder in Gold investieren.
6. Wie viel Gold lagert bei den Zentralbanken?
Das edle Metall ist weltweit ein wichtiger Bestandteil der staatlichen Währungsreserven. Den mit Abstand größten Goldschatz besitzen dabei die USA. Mehr als 8.100 Tonnen Gold liegen in den Tresoren von Fort Knox und der amerikanischen Notenbanken. Deutschland schafft es mit knapp 3.400 Tonnen auf den zweiten Platz. Das entspricht 70 Prozent der Währungsreserven der Bundesbank. Gut die Hälfte davon lagert in einem unterirdischen Tresor der Bundesbank in Frankfurt – was nicht immer so war. Bis vor wenigen Jahren wurde das deutsche Gold zum größten Teil im Ausland aufbewahrt. Wohl auch deshalb rankten sich jahrelang Verschwörungstheorien um den mit rund 270.000 Barren zweitgrößten Goldschatz der Welt. War das deutsche Gold im Ausland sicher, überhaupt vorhanden? Noch nie, bemängelte sogar der Bundesrechnungshof im Herbst 2012, habe die Bundesbank die deutschen Goldreserven jenseits der Landesgrenzen „körperlich aufgenommen und auf Echtheit und Gewicht“ geprüft. Und eine Initiative forderte gar: „Holt unser Gold heim!“
Die Kritik wurde ernst genommen: Von 2013 an brachte die Bundesbank Hunderte Barren nach Deutschland zurück – wie sich von selbst versteht auf streng geheimen Wegen. Das Gold aus den New Yorker Tresoren der US-Notenbank Fed und der Banque de France in Paris wurde über den Atlantik und den Rhein nach Frankfurt transportiert. Doch warum überhaupt war das Gold, das dem Staat gehört und von der Bundesbank verwaltet wurde, über Jahrzehnte fast komplett im Ausland aufbewahrt worden?
Anfang der 1950er-Jahre baute die Bank deutscher Länder, eine Vorgängerin der heutigen Bundesbank, erste Goldreserven auf. In den Jahren des Wirtschaftswunders wuchs dieser Schatz rasant an. Der florierende Export brachte der noch jungen Bundesrepublik viele Dollar ein, die bei der US-Zentralbank gegen Goldforderungen eingetauscht wurden. In den Jahren des Kalten Krieges war es gewollt, diesen Goldschatz außerhalb der Landesgrenzen zu verwahren – als möglichen Puffer für Währungskrisen. Auch heutzutage wird ein Teil des zweitgrößten Goldschatzes der Welt noch in New York und London aufbewahrt. Über den drittgrößten Goldschatz verfügte im Oktober nach Daten des World Gold Council übrigens Italien mit knapp 2.452 Tonnen, gefolgt von Frankreich mit 2.436 Tonnen. Die chinesische und die russische Notenbank kaufen seit Beginn der 2.000er-Jahre zwar Gold wie nie zuvor. Mit 1.843 beziehungsweise 1.745 Tonnen des wertvollen Edelmetalls halten China und Russland aber vergleichsweise geringe Goldreserven. Und in den Tresoren der indischen Notenbank schlummern nur knapp 560 Tonnen.
7. Welche Rolle spielt Gold als Sicherheit?
Für viele Anleger gilt Gold als sicherer Hafen, als Krisenwährung im Depot sowie als Wertanlage für die Ewigkeit, weil es gegen Inflation schütze. Für sie ist das Edelmetall wie eine Versicherung in unsicheren Zeiten. So wirkt es beruhigend in Jahren heftig schwankender Kurse an Aktien- und Rentenmärkten. In diesem Jahr war Gold bei den Deutschen stärker gefragt, was sich im Preis widerspiegelte: Kostete Gold zu Jahresbeginn noch knapp 1.170 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm), sind es heute wieder 1.260 Dollar.
Vor allem die Kursausschläge in Krisenzeiten dienen als Argument dafür, dass Gold als Versicherung tauge. In der Finanzkrise beispielsweise schien das gelbe Edelmetall neben Bundesanleihen die einzige Rettung zu sein. Als alle anderen Anlageklassen rund um den Globus mehr oder weniger gleichzeitig zusammenbrachen, flohen Anleger in die vermeintlich sicheren Häfen. Auch nach dem „Ja“ der Briten zum Austritt aus der Europäischen Union macht Gold seinem Ruf alle Ehre – der Preis steigt. Nicht nur Privatanleger, sondern auch institutionelle Investoren setzen auf das Edelmetall. Die Empfehlungen gehen von einem sinnvollen fünf- bis 15-prozentigen Depotanteil aus, je nach Risikoneigung darf es auch schon einmal etwas mehr sein.
Für deutsche Anleger allerdings ist wichtig: Gold wird in US-Dollar gehandelt. Euro-Anleger gehen damit ein Wechselkursrisiko ein. In diesem Jahr lief der Devisenmarkt gegen sie. Aus dem sicher geglaubten Investment wurde eine Risikoanlage wie jedes andere Wertpapier. Wenn auch die Entwicklung des Goldpreises über die vergangenen 2 000 Jahre zum Kaufkrafterhalt beigetragen hat, bedeutet das nicht zwingend, dass Gold auf kürzere Sicht Sicherheit garantiert.
8. Welches sind die größten Förderländer?
Weltweit wurden im Jahr 2016 rund 3.100 Tonnen Gold produziert. Mit rund 455 Tonnen und einem Marktanteil von 13 Prozent ist China führend in der Goldproduktion. Auch im restlichen Asien, in Australien und in Nordamerika werden große Mengen Gold abgebaut. Australien liegt mit 270 Tonnen nach Angaben des US Geological Survey auf Platz zwei der größten Förderländer. Aus russischen Minen wurden im Jahr 2016 immerhin 250 Tonnen Gold ans Tageslicht geholt, aus amerikanischen 209 Tonnen und aus kanadischen 170 Tonnen. Auf Platz sechs folgt mit 20 Tonnen weniger Peru.
In Südafrika, einst das Land mit der weltweit mit Abstand größten Goldfördermenge, geht die Produktion weiter zurück. Im Jahr 2016 wurden hier nur noch 140 Tonnen gefördert. 1975 holten die Minenunternehmen des Landes noch 715 Tonnen Gold aus der Erde. Das entsprach seinerzeit mehr als der Hälfte der weltweiten Goldproduktion. Doch diese Zeiten sind vorbei.
In Deutschland wird kein Gold gefördert. Doch ein anderes europäisches Land hat offenbar große, ungenutzte Potenziale: Griechenland. So soll sich tief unter den Bergen der griechischen Halbinsel Chalkidiki ein großer Edelmetallschatz verbergen. In Zahlen: Mindestens 230 Tonnen reines Gold, dazu 1.500 Tonnen Silber vermutet das Unternehmen Hellas Gold im Gestein. Eigentlich sollte die Förderung in den beiden Minen bei Skouries und Olympias bereits 2015 beginnen, doch die Regierung verweigert bisher die Bau- und Betriebsgenehmigungen.
9. Wer sind die größten Förderkonzerne?
Mit 5,52 Millionen Unzen (MOZ) à 31,1 Gramm ist Barrick Gold der größte Förderkonzern der Welt. Das kanadische Unternehmen hat im vergangenen Jahr 7 736 Millionen Euro umgesetzt und ein Nettoergebnis von 592 Millionen Euro erzielt. An der Börse lief es zuletzt nicht so gut. Seit Jahresbeginn sank der Kurs um mehr als 20 Prozent, nachdem es im Frühjahr aber zeitweise stark aufwärtsgegangen war.
Der zweitgrößte Goldförderkonzern ist Newmont Mining mit Sitz in Greenwood Village im US-Staat Colorado. Der Konzern kommt auf eine Produktion von 4,9 Millionen Unzen Gold und einen Umsatz von 6 066 Millionen Euro. Im vergangenen Jahr machte das Unternehmen einen Verlust von 566 Millionen Euro. An der Börse verlor die Aktie der Amerikaner im laufenden Jahr fast acht Prozent.
Der drittgrößte Goldförderer ist Anglo Gold Ashanti (3,63 MOZ), gefolgt von Goldcorp (2,87 MOZ) und Kinross Gold (2,79 MOZ). Auch diese drei Konzerne sind börsennotiert.
10. Wie viel gelbes Edelmetall wird recycelt?
Neben dem Goldabbau in Minen spielt auch die Gold-Wiedergewinnung eine wichtige Rolle. Da Gold nicht nur als Anlage, sondern auch in der Industrie wegen seiner hohen Leitfähigkeit geschätzt wird, werden geringe Mengen des Edelmetalls in den meisten technischen Geräten verbaut. So enthält ein Smartphone rund 0,03 Gramm Gold. Das lässt sich wiedergewinnen, wenn das Smartphone ausgedient hat. Recycling macht daher einen gewichtigen Teil der jährlichen Goldfördermenge aus. 2016 wurden auf diese Weise 1.300 Tonnen des Edelmetalls gewonnen – ungefähr 40 Prozent der gesamt produzierten 4.600 Tonnen Gold.
Ganz einfach sind diese Prozesse nicht, und es lohnt sich auch nicht, ein altes Handy zu zertrümmern, um an den Goldschatz zu gelangen. 0,03 Gramm des Edelmetalls entsprechen derzeit sowieso nur 1,20 Euro. Nur die Masse macht‘s. Beim Goldproduzenten Umicore im belgischen Antwerpen lagern beispielsweise bergeweise alte Smartphones. Gold lässt sich beliebig oft einschmelzen und wiederverwenden. Aus Industrieprodukten ist das natürlich wesentlich aufwendiger als aus Zahngold oder wenn das Edelmetall mit Kupfer oder anderen Metallen zu Schmuck verarbeitet wurde. Das bedeutendste Recycling-Land ist laut Thomson Reuters China mit 232,5 Tonnen Gold. In Deutschland sind es 25 Tonnen.