»Sicherheitswahn macht Sparer arm!«

Die Deutschen sind zwar Sparweltmeister – aber sie legen ihr Geld völlig falsch an: Das Girokonto ist für viele erste Wahl. Das Vermögen ist damit der Inflation schutzlos ausgeliefert.

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Das Geld immer verfügbar zu haben ist für viele Deutsche offenbar wichtiger als Zinsen für ihr Erspartes zu kassieren. In einer Umfrage im Auftrag der Postbank gaben 45,2 Prozent der Befragten an (Männer: 49,9 Prozent, Frauen: 40 Prozent), dass sie ihr Erspartes auf kaum oder unverzinste Girokonten legen. Insbesondere Sparer mit höheren Bildungsabschlüssen wie dem Abitur oder einem Diplom an einer Universität entscheiden sich häufig (49,3 Prozent) dafür.

Zudem hat das klassische Sparbuch noch nicht ausgedient. Immerhin sagten noch 30,9 Prozent der Befragten, dass sie Geld darauf einzahlten. In der vergangenen Umfrage 2011 waren es noch 38,2 Prozent gewesen. Viele Sparer trauen ihrer Bank hingegen anscheinend gar nicht mehr – insbesondere die jüngeren. 49,4 Prozent der 16- bis 29-Jährigen horten ihr Erspartes lieber daheim, als dass sie es einer Bank anvertrauen.

Geldentwertung mindern

Viele Deutsche nehmen damit in Kauf, dass ihr Erspartes wegen der Inflation zunehmend an Wert verliert. Dabei könnten sie mit einem Tagesgeldkonto, dessen Guthaben täglich zur Verfügung steht, der Entwertung entgegenwirken. Das Ersparte verzinst sich dort mit bis zu 1,5 Prozent. Für eine solche Geldanlage haben sich 27,2 Prozent der Befragten entschieden.

Mit etwas weniger Flexibilität gehen Festgeldkonten einher.

Das Geld ist dort für einen bestimmten Zeitraum fest angelegt. Lediglich 19,6 Prozent der Sparer legen ihr Geld laut der Postbank-Studie auf einem solchen Konto an. Dabei bieten einige Banken Zinssätze, die die Inflation sogar schlagen – bis zu 1,9 Prozent sind drin. Der Wert des Erspartem nimmt nach Abzug der Teuerungsrate also zu.

Unbeliebte Rendite-Bringer

Höherer Erträge versprechen Anlagen in Fonds und Aktien. Dennoch werden diese Rendite-Bringer immer unbeliebter. Legten 2011 noch 17,3 Prozent der befragten Sparer ihr Geld darin an, sind es aktuell nur noch 16,9 Prozent.

Lediglich Haushalte mit einem Nettoeinkommen von 2000 bis 2500 Euro (23,1 Prozent) und Menschen mit höheren Bildungsabschlüssen (23,5 Prozent) wählen überdurchschnittliche häufig dieses etwas riskantere Anlageform. Relativ hoch ist dagegen das Vertrauen in die Lebensversicherung, wie aus der Umfrage hervorgeht. Trotz niedriger Zinsen und hoher Kosten gab ein größer Anteil der Befragten (32,2 Prozent) an, sich auf diese Weise für das Alter abzusichern.

Unterschiedliche Sparziele in Ost und West

Die Altersvorsorge ist so auch für einen großen Teil, 47 Prozent, ein Ziel seiner Sparanstrengungen. 59 Prozent der Deutschen sparen zudem für unvorhergesehene Ausgaben, 41 Prozent möchten sich vom Ersparten später etwas gönnen.

Dabei verfolgen Männer und Frauen sowie Menschen aus dem Osten und aus dem Westen der Republik unterschiedliche Ziele. Immerhin 16,9 Prozent der Westdeutschen legen Geld zurück, um Kapital zu bilden. In den östlichen Bundesländern sind es nur sechs Prozent. Während 16,7 Prozent der Sparer aus dem Westen sich später von den Rücklagen eine Immobilie kaufen wollen, planen das im Osten lediglich zwölf Prozent. Mit Blick auf sämtliche 16 Bundesländer ist es 34,3 Prozent der Frauen besonders wichtig, Geld für ihre Kinder zu sparen – lediglich 23,3 Prozent der Männer verfolgen dieses Ziel.

Mehr als jeder Fünfte kann fast nichts sparen

Zudem gaben mehr Frauen (16 Prozent) als Männer (13,5 Prozent) an, dass sie 2013 wieder mehr sparen wollen als vor zwei Jahren. Insgesamt wollen 15 Prozent der befragten Deutschen ihre Sparbemühungen verstärken – das sind 7,4 Prozentpunkte mehr als 2011. Jedoch sagten mit zwölf Prozent der Befragten doppelt so viele Menschen wie vor zwei Jahren, dass sie in den vergangenen sechs Monaten weniger gespart hätten. 11,7 Prozent sparen sogar überhaupt nichts (2011: sechs Prozent).

Besonders ältere Menschen sparen wenig

Insgesamt können 21,9 Prozent so gut wie gar nichts zurücklegen – 4,9 Prozentpunkte über dem Wert der vergangenen Umfrage. Das betrifft insbesondere die älteren Generationen. 32,1 Prozent der Menschen im Alter von 50 bis 59 Jahren haben am Monatsende kaum Geld übrig, dass sie zurücklegen könnten – bei den Deutschen über 60 Jahren sind es immerhin noch 30,6 Prozent.

Besonders häufig legen 30- bis 39-jährige und 16- bis 29-jährige Sparer jeden Monat etwas zurück, nämlich 46,9 Prozent beziehungsweise 41,2 Prozent der Befragten aus diesen Altersklassen. In vielen Fällen schrumpfen deren Ersparnisse wegen der Inflation jedoch. Nämlich dann, wenn die Sparer der Furcht vor riskanteren aber renditeträchtigeren Anlagen wie Aktien und Fonds nachgeben.

Quelle: http://www.focus.de/finanzen/banken/tid-33913/angst-vor-rendite-sicherheitswahn-macht-sparer-arm-lieber-null-zinsen-als-ein-bisschen-risiko_aid_1120275.html
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