Die global immer größer werdende Verschuldung könnte in absehbarer Zeit zu einem Kollaps des Geldsystems führen, das befürchten immer mehr bekannte Ökonomen. Um das zu verhindern empfehlen sie frühzeitig auf freies Marktgeld und Währungswettbewerb zu setzen. Noch befinden sich diese Ökonomen jedoch in der Minderheit. Steuert die Welt auf eine Katastrophe zu?
Geldsystem-Kollaps und Währungsreform?
Die Sorge von immer mehr Ökonomen vor einem Kollaps des Geldsystems scheint zumindest nicht aus der Luft gegriffen zu sein (siehe Geldsystem). Denn seit drei Jahrzehnten haben Zentralbanken, insbesondere die private Notenbank der USA (FED), auf jede Wirtschafts- und Finanzkrise mit einer erheblichen, oft übermässigen Zinssenkung und einer deutlichen Ausweitung der Zentralbank-Geldmenge reagiert. Doch seit der jüngsten Finanzkrise reichen Nullzinsen in den USA, Europa und Japan längst nicht mehr, weil der Interbankenmarkt kaum neues, von den Geschäftsbanken durch Kreditvergabe erzeugtes Buchgeld liefert (siehe Geldschöpfung). Deshalb müssen die Zentralbanken die elektronischen Notenpressen auf Hochtouren laufen lassen, damit genug Liquidität im System ist, um die zu geringe Ausweitung der Geldmenge durch den Kollaps des Interbankenmarktes in 2008 kompensieren zu können.
Doch was passiert, wenn eine neue Rezession aufzieht? Beginnen die „Währungshüter“ dann auch damit, Aktien zu kaufen oder tatsächlich Geld aus dem Helikopter (siehe Helikoptergeld) abzuwerfen (symbolisch), wie einst der ehem. FED-Chef Ben Bernake für den Fall der Krise erklärte? Beides tun sie längst. Inzwischen mehren sich die Stimmen, die vor einem Kollaps des Geldsystems aufgrund der jahrzehntelang ansteigenden Verschuldung warnen und diesen noch verhindern wollen.
Die Welt braucht neues Geld
Die NZZ berichtete jüngst von zwei prominenten Vertretern, Thomas Mayer, ehemaliger Chefvolkswirt der Deutschen Bank und nun Leiter des Research-Institute beim Kölner Vermögensverwalter Flossbach von Storch, sowie Thorsten Polleit, früherer Chefökonom von Barclays Capital und heute in gleicher Funktion bei Degussa Goldhandel, die beide neue Wege in Sachen Geld gehen wollen. Mayer und Polleit haben jeweils Bücher zu diesem Thema und zu der Gefahr des Kollaps veröffentlicht.
Thomas Mayer befürchte wie er jüngst im Gespräch mit der NZZ erklärte, dass schon die nächste Finanzkrise einen Kollaps des Geldsystems auslösen könnte. In vielen Ländern drohe bereits eine Phase der finanziellen Repression, so Mayer, die in eine zunehmend bürokratisch-sozialistische Wirtschaftspolitik übergegangen sei. Das führe zu einer Schwächung des Wachstums, was wiederum eine schnelle Entschuldung unmöglich mache. Die Ungeduld darüber könnte zu offener Inflation führen, an dessen Ende das Vertrauen in das herrschende Papiergeldsystem (das nur durch Versprechen gedeckt ist) schwer erschüttert sein dürfte.
Was bringt das neue Geld?
Die NZZ berichtete, dass Thomas Mayer empfehle, bereits frühzeitig eine Wandlung vom Passivgeld zum Aktivgeld anzustreben, vor allem für die Eurozone. Passivgeld ist nach Thomas Mayer das Geld im derzeit herrschenden Papiergeldsystem, dessen Wert quasi null ist. In diesem System könnten Schulden mit aus dem Nichts geschaffenem Geld finanziert werden, was zu privater und öffentlicher Überschuldung führe. Die Profiteure des Systems sind der Staat, private Schuldner, Banken und die Vermögenden, weshalb eine Abkehr davon sehr schwierig ist. In einem Aktivgeldsystem, in welchem sich durch den freien Wettbewerb verschiedener Währungen untereinander herauskristallisieren würde, welches Geld mehr oder weniger gut ist, wäre der Verschuldung enge Grenzen gesetzt, so Mayer.
Thorsten Polleit argumentiert ähnlich wie Thomas Mayer und plädiert für freien Währungswettbewerb. Zwangsgeld des Staates begünstige wenige auf Kosten vieler, führe zu Fehlinvestitionen, Spekulationswellen, Boom-and-Bust-Zyklen und Überschuldung von Volkswirtschaften. Für Politiker sei das System allerdings sehr angenehm, da sie durch Schulden Wahlgeschenke verteilen und auch von einer leichteren Parteienfinanzierung profitieren könnten, soll Thorsten Polleit gesagt haben.
Eine marktwirtschaftliche Geldordnung würde sich gegenüber dem staatlichem Zwangsgeld dagegen durch einige grundlegende Eigenschaften auszeichnen: Angebot und Nachfrage von Geld wären vollkommen frei, es gebe keine beeinflussende Zentralbank, es würde Bankfreiheit herrschen und Banken dürften keine eigenes Geld mehr in Umlauf bringen. Währungswettbewerb könnte zu gutem Marktgeld führen, da er disziplinierenden Druck auf die Zentralbanken ausüben, die Kaufkraft der eigenen Währung bewahren und die nationalen Regierungen zwinge würde, die Staatsfinanzen auf gesundem Niveau zu halten.
Jüngste Daten einer Studie von McKinsey zeigen auf, dass es offenbar kein Ende der Schuldenwirtschaft gibt und ein Kollaps des Geldsystems damit umso wahrscheinlicher wird (siehe Geldsystem). Nach der Studie ist die globale Verschuldung seit Beginn der Finanzkrise in 2007 von 57 auf 199 Billionen US-Dollar gestiegen. Gemessen an dem Welt-BIP, stieg die Verschuldung im letzten Jahr nochmals um 17 %. Auch andere kritische Ökonomen meinen, dass die Strategie des kreditfinanzierten also des schuldenfinanzierten Wachstums an seine Grenzen stoße, weil gute Schuldner kaum noch zu finden sind. Also kommt es doch zum Abwurf von Helikoptergeld durch die EZB?
Weshalb der Kollaps des Geldsystems sehr wahrscheinlich ist, kann auch unter Zinseszinseffekt nachgelesen werden!
Hier die etwas andere Bank: