Rund 1 Billion an toxischen und nicht liquiden Papieren schlummern in den Bilanzen der europäischen Bad Banks. Dazu kommen faule Kredite im Umfang von geschätzten 720 Milliarden Euro. – Kein Staat und kein Rettungsschirm kann die Pleite der Finanzhäuser und damit den Untergang des Euros und des gesamten Finanzsystems verhindern.
Für Hans-Werner Sinn vom Münchner Ifo-Institut gibt es im gesamten Euroraum 6.400 Banken zu beobachten. Da lohnt sich ein Blick auf die heutige Lage der europäischen Bankenlandschaft. Deren Verbindlichkeiten umfassen gemäss Hans-Werner Sinn die »Kleinigkeit« von 250 Prozent des gesamten Bruttoinlandsproduktes der Eurozone. Alleine die spanischen Bankschulden sind 305 Prozent des BIP oder 3.3 Billionen Euro. Griechenlands Banken halten sich nur noch mit Notkrediten der EZB über Wasser. Wir haben die Situation kürzlich genau beschrieben. Griechenland, mit nur 16 Millionen Einwoh- nern, schiebt 61 Milliarden Schulden vor sich hin. Italien hatte anfangs Mai 133 Milliarden Euro faule Kredite, Spanien rackert sich mit 200 Milliarden ab.
Deutschland als Fels in der Brandung?
Das war gestern, heute sieht die Realität anders aus. Allein im deutschen Bankensystem tickt eine Zeitbombe, die faule oder nicht mehr liquide Vermögenswerte im Umfang von fast 600 Milliarden Euro umfasst. Diese Summe alleine würde ausreichen, »um den gesamten Europäischen Stabilitäts-Mechanismus auf einen Schlag leerzuräumen«. Und nicht zu vergessen: Die Bundesrepublik selbst hat noch diverse Garantieversprechungen von über 60 Milliarden Euro abgegeben, »die auch einmal eingelöst werden wollen«.
Für den gesamten Euroraum sieht das Bild noch dramatischer aus. Hier liegt der Nennwert der toxischen und nicht liquiden Papiere allein in den Bilanzen der europäischen Bad Banks bei mehr als 1’000 Milliarden Euro. Dazu kommen noch die faulen Kredite im Umfang von geschätzten 720 Milliarden Euro, die in den Bilanzen der Banken schlummern. Diese faulen Kredite wurden bisher immer schön verlängert, anstatt sie abzuschreiben. »Was sie auch nicht wertvoller oder werthaltig macht.«
Bei vielen Banken sind bei realistischer Bewertung die Verbindlichkeiten höher als die »vermeintlichen« Vermögenswerte. Für nüchterne Experten und Beobachter heisst das: Es ist ein Wettlauf mit der Zeit. Die Banken sind bestrebt, durch Übernahmen und Konsolidierungen grösser und damit »systemrelevant« – vom Staat besonders begünstigt – zu werden. Das Prädikat »Too big to fail« bietet immerhin Schutz vor Pleiten. Oder besser gesagt, bot Schutz. Denn inzwischen ist auch dem Laien klar: Die notwendigen Summen zur Stützung all der Banken, die sich »verzockt« haben, kann/darf/soll in der heutigen Situation kein Staat mehr aufbringen.
Letztlich geht es darum, die Verluste des europäischen Bankensystems zu sozialisieren (!), also auf die gesamte Gesellschaft abzuwälzen, da die Mittelausstattung aller derzeitigen und künftig geplanten Bankenrettungsfonds für diese Verluste nicht einmal ansatzweise reichen werden. Die Absicht ist klar: Die Banken werden auf dem Rücken der Allgemeinheit entschuldet oder entschulden sich selbst durch clevere Manipulationen. Bereits existiert eine EU-Verordnung, wonach Bankguthaben ab 100.000 Euro ab sofort »vogelfrei« sind. Und glaubt man Experten, ist dies erst ein Anfang. Dass dabei auch die Altersrenten des Grossteils der Bevölkerung Europas gefährdet, ja in Frage gestellt sind, wird bisher von den Politikern voll unterschlagen. Der Umgang der zypriotischen Banken mit ihren Sparern und Einlegern war nur ein »Probelauf«.
Argon Avedias (10.08.2013)