»Die SMART-Methode!«

»Dem weht kein Wind, der keinen Hafen hat, nach dem er segelt.« Michel de Montaigne (1533-92)

Das Thema Zielsetzung und Zielerreichung ist wohl für alle Menschen sehr wichtig. Allerdings neigen auch manche Menschen zum Perfektionismus und zu ständiger Unzufriedenheit mit dem jeweils Erreichten. Das kann teilweise ein nützlicher Antrieb sein, sich selbst und seine Pläne immer weiter zu verwirklichen. Wenn sich der Mechanismus allerdings gegen einen selber wendet, läuft dieser Gefahr, zum »Hamster im Laufrad« zu werden und sich entweder im beruflichen oder im privaten – schlimmstenfalls auch in beiden – Bereich kontinuierlich zu überfordern. Frustration, Erschöpfung und »Burn-Out« können die Folge sein.

Bist du ein Macher? Dann ist das Thema Zielsetzung und Zielreichung für Dich wohl eher keine Herausforderung. Vielleicht kannst aber auch Du die eine oder andere Anregung aus diesem Kapitel für dich nutzen. Entscheide selbst!

Außerdem kann es hilfreich sein, wenn Du Dir etwas Zeit nimmst, Deine eigenen Ziele noch einmal zu analysieren und zu hinterfragen. Dafür nehmen wir uns im Alltag nämlich oft viel zu wenig Zeit.

Eine sehr beliebte Methode, diese Aufgabe anzugehen, ist die so genannte »SMART-Methode«. Hinter den Großbuchstaben verbergen sich bestimmte Kriterien, die Ziele immer erfüllen sollten, damit sie erreichbar sind. Und das ist letzten Endes eine wesentliche Voraussetzung dafür, dass wir uns an unserem Erfolg auch wirklich freuen können. Wofür stehen nun die Buchstaben?

S steht für »specific«, also »genau bezeichnet«. Manche Autoren über Glück & Erfolg interpretieren diesen Buchstaben auch dem Begriff »simpel« im Sinne von »in einem Hauptsatz formulierbar«. Dahinter steht die Idee der Visualisierung von Dingen als Quelle der Energie. Wenn Du Dir z. B. das Ziel setzt, schlanker zu werden oder beruflich erfolgreicher, dann ist das in dieser Formulierung nicht konkret genug. Versuche, eine möglichst greifbare innere Vorstellung davon zu bekommen, was genau dein Zielzustand ist. Wie fühlt es sich an, schlank zu sein? Wie siehst Du aus, wenn Du die von Dir gewünschte Kleidergröße trägst? Was bedeutet es genau für Dich, beruflich erfolgreicher zu sein? Welche Summe müsste auf Deinem Gehaltszettel stehen, wenn das Ziel erfüllt wäre? Du solltest hier Deiner Fantasie freien Lauf lassen, mit dem Resultat, dass Du schließlich wie auf einem Foto oder einem Video eine klare Vision von dem hast, was das Überschreiten der Ziellinie darstellt. Je mehr Sinneseindrücke Du dabei mit einbeziehen kannst, desto besser. Wichtig ist auch, dass Du das Ziel positiv formulierst, also nicht »ich will nicht weniger verdienen«, sondern »ich werde mehr verdienen«!

M steht für »measurable« und bedeutet »messbar«. Dieses Kriterium kann ein Ziel nur dann erfüllen, wenn es genau bezeichnet ist. Der erste Buchstabe S stellt also die Voraussetzung für den zweiten dar. Wenn Du Dir vornimmst, reich zu werden, dann ist das kein überprüfbares Ziel, denn »reich« bedeutet für jeden etwas anderes. Hast Du erst mal Deine erste Million zusammen, dann willst Du vielleicht die zweite und immer so weiter, und das ist dann der beste Nährboden für Unzufriedenheit. Nur wenn Du eine klare Messlatte hast, kannst Du Dich eines Tages entspannt zurücklehnen und Dir selbst auf die Schulter klopfen, weil Du sie übersprungen hast. Bei diesem Aspekt ist es auch wichtig, keine zu großen, langfristigen Ziele zu wählen. »Ich werde 20 kg abnehmen« ist ein guter Vorsatz, aber der Weg dorthin kann lang, hart und gepflastert mit Frustrationen sein. Besser sind kleinere, gut überschaubare Teilziele: »Ich werde diese Woche 1 kg abnehmen«, nach deren Erreichung Du Dich auch immer selbst belohnen solltest. Merke: Es ist besser, mit drei kleinen Schritten das Ziel zu erreichen, als sich bei einem großen Sprung die Beine zu brechen!

A steht für »attractive«, also attraktiv oder auch reizvoll. Eigentlich sollte es selbstverständlich sein, dass wir die Ziele, denen wir in unserem Leben hinterher hecheln, auch wirklich als reizvoll erachten. Viele sind es ja auch wirklich. Andere scheinen auf den ersten Blick nicht besonders attraktiv, vor allem diejenigen, die uns im Laufe des Alltags so auf die Füße fallen. Gehörst Du auch zu den Menschen, die sich auf den letzten Drücker mit der Steuererklärung herumschlagen? Notwendig ist diese ganz bestimmt, aber ist denn eine Steuererklärung auch attraktiv? Der Trick bei diesen Zielen ist es, nicht den Prozess im Auge zu behalten, sondern das Endergebnis. Klar war es nervig, in tausenden Quittungen und Belegen herumzuwühlen. Allerdings das Gefühl, das fertige Päckchen heute endlich zur Post zu bringen, das war sehr attraktiv. Richtig? Und da Du das ja alle Jahre wieder machst, kann Du Dir den Moment des Triumphs und der Erleichterung also ausmalen.

Manchmal allerdings klappt es ganz und gar nicht, das Ziel, auf das wir hinsteuern, als attraktiv zu erleben. Egal, wie wir es auch drehen und wenden. Dann ist es höchstwahrscheinlich Zeit, es zu hinterfragen. Ist es wirklich mein Ziel, dem ich mich da entgegen kämpfe? Oder habe ich mir von außen etwas einreden lassen, was mir im Innersten nicht wirklich entspricht? Studiere ich Jura, weil Opa schon… und Papa auch… und es wäre ja auch schade um die schöne Kanzlei? Putze ich schon wieder meine Fenster, weil es mir selber ein Bedürfnis ist, oder weil ich denke, dass die Nachbarin sonst denkt, ich bin eine Schlampe? Es lohnt sich, bei so ganz widerspenstigen Zielen noch mal zu überprüfen, wessen Erwartungen wir da eigentlich gerade so krampfhaft zu entsprechen versuchen. Den eigenen? Oder einer der vielen »Stimmen unseres Verstandes«?

R steht für »realistic«, also realistisch. Klar. Realistisch sollten die Ziele schon sein. Vor allem für unsere Dauer-Perfektionisten keine leichte Sache! Klingt nämlich einfacher, als es in der Wirklichkeit oft ist. Einmal: Liegt das Ziel innerhalb dessen, was ich im Rahmen meiner persönlichen Fähigkeiten und Ressourcen tatsächlich schaffen kann? Und zum anderen: Ist das Ziel von mir selbst initiierbar und kontrollierbar? Oder überwiegt der Einfluss der Umwelt und äußerer Umstände auf dieses Ziel so stark, dass ich von vornherein auf verlorenem Posten stehe? »Ich werde die Armut und den Hunger auf der Welt beenden!« ist zweifellos ein Ziel der letzteren Kategorie, aber auch »Ich werde Chef unserer Abteilung!« steht auf wackeligen Füßen, da dabei noch jede Menge andere Leute ein Wörtchen mitzureden haben dürften. Dann schon lieber: »Ich bilde mich dieses Jahr in den Bereichen A und B weiter!«. Durchaus möglich, dass Dir das den Weg nach oben öffnet.

T steht für »timely« und ist der letzte Buchstabe. Timing ist alles, auch im Zusammenhang mit Zielen. Klare Vorgaben hinsichtlich des Zeitpunkts, bis zu dem Du das Ziel erreicht haben willst und hinsichtlich des Zeitpunkts, ab dem Du das Ziel in Angriff nehmen wirst. Manchmal hilft es auch, Zeitpunkte für Teilziele auf dem Weg zum großen Ziel festzulegen. Alles das ist Voraussetzung für zweierlei: Es hilft gegen die ewige Aufschieberitis – »irgendwann demnächst muss ich mal…« – und vor allem: Es erlaubt Dir, das richtige Tempo zu kalkulieren, das Du vorlegen musst, um das Ziel zu erreichen.

Wenn Du Dir nun also über Deine kleinen und großen Ziele Klarheit verschafft hast, dann solltest Du das Ganze jetzt noch schriftlich festhalten – es muss ja kein Roman sein, Stichworte tun’s auch!

»Der Mensch ist ein zielstrebiges Wesen, aber meistens strebt es zu viel und zielt zu wenig.« Günter Radtke

Die SMART-Methode! von Argon Avedias (Bernd M. Schmid)

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