Altkanzler Helmut Schmidt vergleicht die Zuspitzung in der Ukraine mit dem Sommer 1914 und warnt die Akteure, „einen dritten Weltkrieg herbeizureden“. Die Außenpolitik der EU-Kommission kritisiert er als größenwahnsinnig. In dieser Situation gebe es nur eine Lösung.
dpa/Maurizio Gambarini
Altbundeskanzler Helmut Schmidt hat Amerika, die EU und Russland davor gewarnt, „einen 3. Weltkrieg herbeizureden“. Die aktuelle Krise um die Ukraine sei „zunehmend vergleichbar“ mit der Lage Europas im Sommer 1914, sagte Schmidt der „Bild“ vom Freitag. „Europa, die Amerikaner, auch die Russen verhalten sich so, wie es der Autor Christopher Clark in seinem lesenswerten Buch über den Beginn des 1. Weltkriegs beschrieben hat: wie ‚Schlafwandler‘“, sagte Schmidt im Interview mit der „Bild“, „die Gefahr, dass sich die Situation verschärft wie im August 1914, wächst von Tag zu Tag.“
„Wir haben dort nichts zu suchen“
Die Außenpolitik der EU-Kommission sei größenwahnsinnig, kritisierte Schmidt im „Bild“-Interview: „Sie mischen sich zu sehr in die Weltpolitik ein, obwohl die meisten Kommissare davon kaum etwas verstehen. Das jüngste Beispiel ist der Versuch der EU-Kommission, die Ukraine anzugliedern. Und dann auch noch Georgien an sich zu ziehen. Zur Erinnerung: Georgien liegt außerhalb Europas. Das ist Größenwahnsinn, wir haben dort nichts zu suchen!“
Die EU habe mit ihrem Assoziierungsabkommen „die Ukraine vor die scheinbare Wahl“ gestellt, „sich zwischen West und Ost entscheiden zu müssen“. Dies sei ein Fehler. Er verlange keine Zurückhaltung von der gesamten EU. Aber von den Beamten und Bürokraten in Brüssel. „Die verstehen davon zu wenig“, so Schmidt gegenüber der „Bild“.
Keine konstruktiven Vorschläge zur Lösung
Notwendig sei jetzt, so der Altkanzler, „dass alle Beteiligten Staatsmänner und -frauen an einen Tisch kommen – auch die Russen, die Ukrainer, die Weißrussen. Was wir brauchen, ist ein Treffen nach dem Vorbild der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit 1975 in Helsinki.“
Er unterstütze die Bemühungen von Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier für eine Friedenskonferenz, erklärte Schmidt in der „Bild“: „Der von Herrn Steinmeier geplante Gipfel ist dringend geboten. Aber zurzeit gibt es leider niemanden, der konstruktive Vorschläge zur Zukunft der Ukraine vorbringt.“
Insgesamt brauche das EU-Parlament deutlich mehr Macht gegenüber den EU-Bürokraten in Brüssel. „Das gelingt aber nur über einen Aufstand des Parlaments.“ Es brauche einen Putsch gegen die EU-Komission, meint der Altkanzler im „Bild“-Interview.
Vollkommen richtig!