Sparkassen-Präsident Georg Fahrenschon geißelt die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank. Die niedrigen Zinsen würden die Altersversorgung vieler Kunden aufs Spiel setzen.
Kurz vor der nächsten Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank hat Sparkassen-Präsident Georg Fahrenschon seine Kritik an der lockeren Geldpolitik verschärft. Die anhaltende Niedrigzinspolitik käme einer Enteignung der deutschen Sparer gleich, sagte der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV) am Mittwoch im Deutschlandfunk. Die EZB setze mit ihrer Geldpolitik falsche Signale. „Wir reißen durch diese niedrigen Zinsen ein Loch in die Altersvorsorge der Sparer“, warnte er. Und dies treffe nicht nur die deutschen, sondern alle europäischen Sparer.
Auf die Frage, ob die Niedrigzinspolitik von EZB-Präsident Mario Draghi eine schrittweise Enteignung sei, antwortete Fahrenschon: „Ja, ganz klar.“ Allein den deutschen Sparern entgingen jedes Jahr schätzungsweise 15 Milliarden Euro an Zinseinnahmen. Dies seien rund 200 Euro pro Kopf. Zugleich bemängelte der Sparkassen-Präsident, dass eine weitere Zinssenkung von derzeit 0,25 Prozent der Realwirtschaft keine weiteren Vorteile bringe.
Die EZB will etwas gegen den starken Euro unternehmen und die Gefahr eines Preisverfalls auf breiter Front (Deflation) abwenden. Die Notenbank entscheidet das nächste Mal am Donnerstag über ihre weitere Geldpolitik. Am Finanzmarkt wird erwartet, dass sie ihren Leitzins nochmals senkt und erstmals Strafzinsen für Banken erhebt. Daneben könnte noch eine weitere Liquiditätsspritze stehen, um die Banken zu ermuntern, mehr Geld an Unternehmen zu verleihen. Vor allem in den Krisenländern Südeuropas stockt der Kreditfluss zu klein- und mittelständischen Firmen.
Quelle: WirschaftsWoche