Das hat noch keiner gewagt: In einem BBC-Interview ruft der Komiker Russell Brand zur Revolution gegen die Mißstände im westlichen Kapitalismus auf.
»Dieses System funktioniert nicht, der Wandel ist nicht radikal genug.« Der Komiker Russell Brand hat die Probleme im Westen – schreiende soziale Ungleichheit, Lähmung der politischen Kaste, wachsende kriminelle Energie im Finanzsystem und in großen Firmen – in seinem Interview bei “Newsnight” in der BBC in dieser Woche klar benannt – und zu einer Revolution aufgerufen.
Seitdem schlägt ihm Hohn und Spott entgegen. Der britische “Mirror” zum Beispiel hat ihn als »trivialen Mann« bezeichnet. Im «New Statesman« hält Russell Brand dagegen, er habe noch nie gewählt, er sei von der politischen Klasse völlig desillusioniert:
»Ich habe noch nie gewählt. Wie die meisten Leute betrachte ich Politiker als Betrüger und Lügner und das aktuelle politische System als nichts anderes mehr als ein bürokratisches Mittel zur Förderung der wirtschaftlichen Eliten.«
Aber es gibt auch Sympathien für den Mann, der ausgesprochen hat, was fast die ganze Welt – gemessen an Demonstrationen von Griechenland über Brasilien, Russland, China, Indien bis nach Spanien und Italien – denkt. Zum Beispiel Ambrose Evans-Pritchard, der im Telegraph offen zugibt, Brand habe mehr Recht als Unrecht.
Pritchard´s Kommentar zu den wachsenden sozialen Spannungen auf dem Globus:
»Russell Brand liegt eher richtig als falsch. In der ganzen Welt schwelen vorrevolutionären Mißstände – offen in Frankreich und Italien, weniger offen in Russland und China. Der Gini-Koeffizient, der Einkommensungleichheit misst, ist dank der Globalisierung seit 25 Jahren fast überall gestiegen. Unternehmen drücken die Löhne im Westen mit der Drohung, die Produktion nach Osten zu verlagern. Dies steigert ihren Gewinnanteil am BIP und schneidet in die Einkommen der Arbeitnehmer. So hat Volkswagen 2005 seine Lohnkürzungen in den deutschen Werken durchgesetzt. Jetzt werden die deutschen Reformen in den Club Med exportiert. Übrigens ist der Gini-Index in Deutschland rapide gestiegen und die Lebenserwartung der Armen sinkt.«
In dem 10-minütigen Interview, in dem Russell Brand sich wortgewandt und mit vielen berechtigten Hinweisen gegen die hochnäsigen Einwände des Moderators Jeremy Paxman durchsetzt. Paxman ist ein richtig arrogantes Arschloch in dem Interview und macht sich damit zum Repräsentanten des Systems, das Brand umwälzen möchte. Die Schwäche in Brands Darstellungen ist der fehlende Hinweise, wie die Revolution aussehen könnte.
Und hier nun das Video (Originalfassung – Englisch):