In den nächsten zwei Jahren müssen hunderttausende Betreiber in Deutschland ihre Solaranlagen nachrüsten, um das Netz gegen einen Blackout abzusichern. Doch viele Anlagenbetreiber spielen nicht mit und lassen die kürzlich an sie verschickten Fragebögen unbeantwortet.
Keine gute Idee: Wer nicht mitmacht, bekommt die Solarförderung gestrichen!
Betroffen sind 300.000 ältere Solaranlagen, wie der Branchenverband BDEW meldet. Das ist knapp jedes vierte Sonnenkraftwerk in Deutschland. Diese sollen in den nächsten zwei Jahren technisch nachgerüstet werden. Bislang haben sie einen Systemfehler: Sollten aufgrund eines Überangebots an Strom die Frequenz in den einzelnen regionalen Stromnetzen Probleme bereiten, würden sich die Solaranlagen alle gleichzeitig abschalten und so erst recht einen Stromausfall provozieren. Dann wäre statt zu viel plötzlich zu wenig Strom im Netz.
Laut dem Beratungsunternehmen Ecofys handelt sich um immerhin 14 Gigawatt an Solarkapazitäten, die nachgerüstet werden müssen. Zu Spitzenzeiten könnten sie mehr Strom liefern als alle noch laufenden deutschen Kernkraftwerke zusammen.
Schalten sich wegen Frequenzproblemen in einer Region die Anlagen dort auf einmal ab, könnte ein sonniger Tag im schlimmsten Fall das ganze deutsche Stromnetz und die der Nachbarländer in den Blackout stürzen.
Mit neuen sogenannten Wechselrichtern sollen sich die Anlagen in Zukunft stufenweise abschalten, wenn die Frequenz im Stromnetz den Normalwert von 50 Hertz zu weit überschreitet – also zu viel Strom im Netz ist.
Umstellung kostenlos – dennoch nur geringes Interesse der Solaranlagenbetreiber
»Für die Anlagenbetreiber ist die Umstellung kostenlos«, teilen die Netzbetreiber zwar mit. Allerdings seien in manchen Regionen dennoch weniger als 50 Prozent der Fragebögen zurückgekommen. Teilweise ist von nur einem Drittel die Rede.
Schon vor Weihnachten liefen Nachfassaktionen an, denn die Fristen sind laut BDEW abgelaufen. Wer dann immer noch nicht antwortet, dem wird die Solarförderung gestrichen, bis die Anlage nachgerüstet ist.
Schon bei einer durchschnittlichen Anlage mit 40 Kilowatt aus den 2000er-Jahren können so in wenigen Wochen mehrere tausend Euro im Portemonnaie fehlen, sobald die Sonne scheint und die übliche Vergütung des Stroms ausbleibt. Für alle Anlagen zusammen geht es im Stundentakt um Millionen von Euro.
Eigentlich dürfte das ein überzeugendes Argument für ein bisschen Fragebogenbürokratie sein. Die gute Nachricht für Behördenmuffel: Die Netzbetreiber wollen sogar beim Ausfüllen helfen.
Argon Avedias (07.01.2013)