Das Zinssystem ist schuld…!!!

»Der Zins ist schuld an der Krise. Durch ihn haben sich die Finanzmärkte extrem aufgebläht. Dies hat ein ständiges wirtschaftliches Wachstum erzwungen. Weil das Wachstum für eine Bedienung der hohen Zinsen auf den Finanzmärkten nicht ausreichte, kam es zur Krise. Der Zins bewirkt eine brutale Konkurrenz am Markt und erzeugt enorme Reichtumsunterschiede. Den Kapitalismus und seine Krisen würde ein Geldsystem ohne Zins beseitigen.«

Zinsen-nein-dankeWer hat sich nicht schon einmal darüber geärgert, für einen Kredit Zinsen zahlen zu müssen? Wäre nicht alles einfacher, müssten die Menschen keinen Schuldendienst mehr leisten? Sind nicht die aufgeblähten Finanzmärkte und ihre Zinsansprüche Ursache der Krise? Solche Fragen stellen sich viele. Doch um zu verstehen, ob der Zins an den Übeln des Kapitalismus schuld hat, muss man weiter fragen.

Geldwirtschaft, Markt und Kapitalismus

Fast alles ist im Kapitalismus zur Ware geworden. Er ist eine „Marktgesellschaft“ durch und durch. Im Unterschied zu anderen Wirtschaftsformen ist im Kapitalismus sogar die Arbeitskraft eine Ware: Lohnabhängige verkaufen einen Teil ihrer Lebenszeit, sie begeben sich unter das Kommando einer anderen Person, die das Recht hat, sie im Rahmen des Arbeitsvertrags wie eine Ware zu „verwerten“. Nur auf diese Weise ist es im Kapitalismus dem Großteil der Menschen möglich, die Mittel für ihren Lebensunterhalt zu erwerben.

Wirtschaften mit Märkten hat es schon in der Antike gegeben, die heutige „Marktwirtschaft“ aber ist historisch relativ jung. Im europäischen Mittelalter etwa handelte man vor allem Luxusgüter, Überschüsse oder Spezialprodukte, die nicht Teil des Alltagsbedarfs waren. Arbeitsmärkte existierten kaum, Haushalte waren überwiegend autark. Zwar gab es auch im Mittelalter Banken und Vermögende, doch wurde Geld kaum durch die Verwertung frei verkäuflicher Arbeitskraft vermehrt, sondern vielmehr durch das Ausnutzen von Preisgefällen, Wucher und Plünderung.

Historisch gesehen besteht ein enger Zusammenhang zwischen Marktwirtschaft, Geldwirtschaft und Kapitalismus. Je mehr Geld im Verlauf der Neuzeit akkumulierte, desto mehr Lohnabhängige gab es. Je mehr Menschen lohnabhängig wurden, desto größer wurde die Bedeutung der Marktwirtschaft: des Gesamtsystems von Arbeitsmarkt, Gütermarkt (für Konsum- und Investitionsgüter) und Finanzmarkt (für profitable Investitionen). Und je wichtiger die Marktwirtschaft und mit ihr die Lohnarbeit wurden, desto stärker hingen gesellschaftliche Entwicklungen und die Interessen der Menschen von der Geldvermehrung ab. Der Kapitalismus ist also kein „Zinssystem“, sondern er beruht auf der Beziehung zwischen Menschen, die ihre Arbeitskraft verkaufen (müssen), weil sie zu den „Habenichtsen“ zählen und jenen, die sie kaufen und anwenden (können), weil sie über die Produktionsmittel verfügen. Die Marktwirtschaft dagegen ist kein unschuldiges Tauschsystem sondern dasjenige System, das Menschen dazu zwingt, alles kaufen zu müssen, was sie zum Leben brauchen und, mangels eigener Produktionsmittel, dafür ihre Lebenszeit zu verkaufen. Kapitalismus und Marktwirtschaft gehören also zusammen.

Kapitalismus bedeutet nicht, dass Kapitalisten die Gesellschaft dominieren, sondern ist eine Art des Zusammen- und Gegeneinanderlebens, in der die Geldvermehrung das Handeln und Denken aller AkteurInnen einschließlich der Gewerkschaften prägt. Zwar gibt es in einer entwickelten kapitalistischen Wirtschaft kleine Selbstständige, die selbst im Betrieb mitarbeiten und keine KapitalistInnen im engen Sinn verkörpern, sowie eine große Zahl von prekarisierten Einzelunternehmerinnen und -unternehmern. Doch auch sie sind auf den kapitalistischen Wirtschaftsmotor angewiesen. Bleiben in den kapitalistischen Sektoren die Profite aus und schrumpfen die Lohneinkommen in der Folge, so leiden sie unter einem Nachfragerückgang für ihre Produkte.

Aber bezeugt die Existenz der kleinen Selbstständigen, die keine KapitalistInnen sind, nicht, dass eine Marktwirtschaft ohne Kapitalismus möglich wäre? Die Antwort lautet: Nein. Der entscheidende Unterschied zwischen Kapitalismus und „Wirtschaft mit Märkten“ (wo selbstständig Produzierende miteinander tauschen, was sie über den Eigenbedarf hinaus herstellen) ist, dass auch die Arbeitskraft zur Ware wird, und sich auf einem Arbeitsmarkt verkaufen muss. Dort liegt für die große Mehrheit, die nicht über Produktionsmittel verfügt, der Zugang zu ihrem Lebensunterhalt. Und nur dort werden Profite in großem Stil und rechtskonform, das heißt ohne Raub und offene Gewalt gemacht. Wäre Lohnarbeit die Tätigkeit einer Minderheit, würden sich also nur wenige direkt (private Betriebe) oder indirekt (Non Profit Organisationen, Staat) dem Kapital verkaufen (müssen), sondern stattdessen alternative Überlebensquellen (z.B. Selbstversorgung) haben, dann würden Märkte eine geringere gesellschaftliche Rolle spielen. Und umgekehrt: Ohne Marktwirtschaft würden die meisten Menschen nicht einer Lohnarbeit nachgehen (müssen). Marktwirtschaft und Kapitalismus gehören zusammen.

Wachstumsmotor Zins?

Geld ist „Bindemittel“ einer Marktwirtschaft, es ist der allgemeine Reichtum: Mit Geld kann man alles kaufen und alles muss sich verkaufbar machen, was als „wertvoll“ gelten soll. Geld ist in einer Marktwirtschaft auch die Basis für soziale Anerkennung. Hungrig zu sein reicht in dieser Wirtschaftsweise nicht aus, um etwas zu essen zu erhalten. Vielmehr ist Geld erforderlich.

Das Geld ist in der kapitalistischen Wirtschaftsweise so gesehen der „wahre Reichtum“. Auf ihn zielt alles hin. Die Kapitalistinnen interessieren nicht die Autos, Haushaltsgeräte oder Tretminen, die sie produzieren lassen, sondern das Geld, das sie damit gewinnen können. Auch die Lohnabhängigen haben kein Interesse an all den Autos, Haushaltsgeräten und Tretminen, die sie jeweils herstellen, sondern zuerst einmal am Geldeinkommen.

Weil (fast) alles für die Produktion Nötige gekauft und das Produkt verkauft werden muss, zählt letztlich nur der monetäre Vergleich. 10.000 Euro auszugeben um Waren im Wert von 10.000 Euro zu produzieren ist in der Logik der Marktwirtschaft sinnlos. Wirtschaftlicher Erfolg kann sich in ihr nicht daran messen, ob konkrete menschliche Bedürfnisse befriedigt worden sind, denn dafür gibt es weder ein Sensorium, noch kann ein Unternehmen von der bloßen Zufriedenheit der AbnehmerInnen leben. Wirtschaftserfolg muss sich zuerst an der Geldvermehrung messen, also daran, dass aus z.B. 10.000 Euro zumindest 10.001 Euro werden. Wenn aber 10.001 Euro besser als 10.000 Euro sind, dann sind 10.002 Euro noch besser, 10.200 Euro oder gar 20.000 Euro umso mehr usw. Ein Geldverlust kann in der Marktwirtschaft niemals als wirtschaftlicher Erfolg gelten, selbst wenn ökologisch und sozial gesehen eine Netto-Schrumpfung der Geldwirtschaft und ihrer Ressourcenverbräuche einen Erfolg darstellen würde.

Geld befriedigt kein konkretes Bedürfnis, es ist abstrakter Reichtum. Seine Vermehrung kann an sich selbst deshalb keine Grenze finden. Während ein konkretes Bedürfnis gestillt werden kann, ist das „Bedürfnis“ nach Geld unstillbar. Darin besteht der Drang zum Wachstum.

In der Marktwirtschaft kann nur überleben und soziale Anerkennung erhalten, wer Geld hat. Deshalb bedeutet der Besitz von mehr Geld Sicherheit. Und so suchen sich tendenziell alle Menschen auf Kosten der jeweils anderen zu bereichern. Darin liegt, im Unterschied zum Wettbewerb um Schönheit, Erfindungsreichtum und konkrete Leistungen, das Wesen der kommerziellen Konkurrenz, des Wettbewerbs um Geldgewinn. Ein Beispiel: Vermehrt ein Unternehmen nicht seinen Profit, so kann es weniger in neue, leistungsfähigere Maschinen investieren. Das wäre ein Konkurrenznachteil und eine Bedrohung seines Überlebens. Weil das für alle Unternehmen gilt, müssen alle ihren Profit maximieren, ob sie wollen oder nicht. Aus der dem Markt eingebauten Konkurrenz resultiert der Zwang zum Wachstum.

Bei fortschreitender Produktivität der Arbeit steigt bei gleichbleibender Arbeitszeit und konstanter Wirtschaftsleistung auch die Arbeitslosigkeit. Dieser Zusammenhang bedingt keinen Wachstumszwang im ökonomischen Sinn. Allerdings wird er häufig herangezogen, um eine Wachstumspolitik zu rechtfertigen, die eine auch ohne sie vorhandene Wachstumsdynamik noch verstärken soll.

Geldgewinne entstehen entweder durch Verwertung von Arbeitskraft oder indem man einen Teil der Profite aus der Arbeitskraftverwertung einstreicht wie eine Bank das in der Form des Zinses tut. Dieser ist insgesamt gesehen freilich immer ein Anteil am Gesamtprofit, der durch Verwertung von Arbeitskraft erwirtschaftet wird. Für die Verwertung der Arbeitskraft spielen Kredite eine wichtige Rolle, weil sie die Wachstumsdynamik des Kapitals noch beschleunigen.

Dabei ist zwischen zwei Kreditformen zu unterscheiden: dem Konsumkredit und dem Investitionskredit. KapitalistInnen nehmen Kredite auf, weil sie damit mehr Investitionen finanzieren und ihre Profite über das Maß hinaus steigern können, das ihr Eigenkapital ermöglicht. Kredite und die dafür zu leistenden Zinszahlungen werden den Unternehmen daher keineswegs aufgezwungen. Ganz im Gegenteil fragen die Unternehmen Kredite zur Maximierung ihrer eigenen Gewinne nach. Das tun sie allerdings nur im Vergleich mit den Zinsen, die sie auf ihr Kapital erhalten, wenn sie dieses selbst verleihen. Sind die Profiterwartungen auf den Finanzmärkten höher als in der „Realwirtschaft“, so werden viele Unternehmen ihr Kapital auf den Finanzmärkten anlegen.

Aufgrund der Kreditnachfrage der Unternehmen kommt übrigens auch der Großteil des Geldes heute „in die Welt“: indem die Banken Geld in Form von Krediten schöpfen. Gewährten die Banken keine Kredite, so würden die Unternehmen sich Geld untereinander borgen, selbstverständlich gegen einen „Preis“, den Zins. Der Zins „entsteht“ also nicht durch Hortung, sondern ganz im Gegenteil „entsteht“ ein Großteil der Geldmenge überhaupt erst durch die freiwillige Nachfrage der Unternehmen nach Kredit. Und der hat, wie (fast) alles in einer Marktwirtschaft, seinen Preis.

Konsumkredite und ein Teil der Staatskredite sind von anderem Charakter: Hier wird das aufgenommene Geld nur verwendet, um Käufe aus der Zukunft vorzuziehen, es wird nicht in die Produktion von Profit investiert. Der Kredit erscheint in solchen Fällen deshalb leicht als „Ausbeutung“. Mit dem kapitalistischen, zur Finanzierung profitabler Investitionen eingesetzten Kredit allerdings hat das nichts zu tun. Selbstverständlich fließen die Zinskosten in die Warenpreise ein und erhöhen so die Lebenshaltungskosten der Lohnabhängigen. Allerdings geht auch der Unternehmensgewinn in die Warenpreise ein. Weder Zins noch Gewinn werden letztlich aber von den Lohnabhängigen „bezahlt“. Gesamtwirtschaftlich gesehen werden Profite (Gewinn und Zins) realisiert, indem die Unternehmer weitere Investitionen, von denen sie sich Gewinne erwarten, tätigen. Würde die gesamte Lohnsumme das gesamte in Geld gemessene Wirtschaftsprodukt kaufen, so gäbe es gesamtwirtschaftlich keinen Profit und keinen Kapitalismus mehr.

Festzuhalten also ist: Der Zins ist nicht die Ursache für das Wachstum des Kapitals. Das sieht man übrigens schon an der gängigen Wirtschaftspolitik: Geht das Wirtschaftswachstum zurück, so senkt die Zentralbank die Zinsen, um die Kreditaufnahme attraktiver zu machen und Investitionen damit zu fördern. Erhöhte die Zentralbank den Zinssatz drastisch, so könnte sie das Wirtschaftswachstum dagegen regelrecht „erwürgen“. Das illustriert der Zinsschock, den die US-Zentralbank 1979zur Inflationsbekämpfung herbeigeführt hatte. Die dramatische Erhöhung der Leitzinsen in den USA löste eine tiefe Rezession der Weltwirtschaft aus. Umgekehrt wirkte die Zinssenkung nach dem Platzen der Internet-Blase 2001 wachstumsfördernd.

Krisenfaktor Zins?

Die Marktwirtschaft ist krisenhaft, nicht, weil sie „schlecht funktioniert“, sondern weil für ihr Funktionieren die menschliche Wohlfahrt als solche kein wirkliches, inneres Kriterium darstellt. Der Mensch kann in ihr nicht als Mensch, sondern nur als KundIn zählen. Zählte er als Mensch, so wäre Geld bedeutungslos und der Markt kein Markt. Solange der Großteil des Kapitals einer Wirtschaft Profit produziert, gibt es für das Kapital keine Krise, selbst wenn Elend um sich greift. Der Profit ist das entscheidende Erfolgskriterium. Umgekehrt aber ist, da der Lebensunterhalt in der Marktwirtschaft von der Kapitalvermehrung abhängt, die ökonomische Krise immer auch eine soziale Krise.

Die Marktwirtschaft ist in sich widersprüchlich, sie kann gar nicht reibungslos funktionieren, selbst wenn alle „guten Willens“ sind. Ihre Widersprüche führen immer wieder zu Krisen, die in einer anderen Wirtschaftsweise nicht auftreten müssten. Ein wichtiger Widerspruch besteht darin, dass zwar alle Akteure der Wirtschaft eng voneinander abhängen, sie ihre Handlungen aber nicht koordinieren. So wird jeder Autokonzern, auch wenn er weiß, dass der Automarkt gesättigt ist, seine Autoproduktion erweitern. Sein Kalkül dabei ist nämlich nicht, ein konkretes Mobilitätsbedürfnis zu befriedigen, sondern Marktanteile zu gewinnen. Handeln alle auf diese Art, so entstehen Überkapazitäten.

Früher oder später wird freilich sichtbar, dass zuviel Kapital in Form von Maschinen und Gebäuden angehäuft worden ist und im Vergleich damit zu wenig Profit durch den Verkauf hereinkommt. Die Krise entwertet Überkapazitäten und schrumpft eine Branche „gesund“ – was zugleich die Lebensperspektiven breiter Schichten zerstört.

Bis 2008 konnte das Wachstum des Geldkapitals auf den Finanzmärkten überdecken, dass die „Realwirtschaft“ seit den 1970er Jahren kein dauerhaft tragfähiges Wachstum mehr erfuhr. Womöglich haben die Kursaufschwünge an den Börsen und das Anwachsen der Schuldenberge das realwirtschaftliche Wachstum nicht erdrückt – anders als manche meinen – das realwirtschaftliche Wachstum nicht „erdrückt”, vielmehr ist das Kapital seit den 1970er Jahren auf die Finanzmärkte geflüchtet, weil die „Realwirtschaft“ in eine tiefe Wachstumskrise aufgrund fallender Profitraten gekommen war.

Die Durchsetzung des Neoliberalismus ab den 1980er Jahren, die Begünstigung der Vermögen, der Abbau von Sozialleistungen, die Intensivierung der Arbeit und die Globalisierung der Finanzmärkte führten zu einer Erholung der Profitraten. Die wachsenden Profite wurden aufgrund der parallelen Liberalisierung der Finanzmärkte allerdings immer weniger in die „Realwirtschaft“ investiert, weshalb auch ihr Wachstum bescheiden blieb. Die Massenkaufkraft stagnierte tendenziell, der weltwirtschaftlich bedeutende Konsum der US-Haushalte wurde wesentlich durch Schulden finanziert.

Ist ein „anderes Geldsystem“ ohne Zins die Lösung?

Die wesentliche „klassische“ ökonomische Krisenursache besteht im Widerspruch zwischen wachsender Vernetzung der wirtschaftlichen AkteurInnen einerseits und dem gleichzeitigen Fehlen gesellschaftlicher Kooperation andererseits – der Zins spielt dafür keine zentrale Rolle. Keines der fundamentalen Probleme der Marktwirtschaft kann durch die Abschaffung des Zinssystems gelöst werden. So gibt es etwa keine Marktwirtschaft ohne Überlebenskonkurrenz. Märkte ohne Konkurrenz um Geldgewinn sind keine (modernen) Märkte. Das Gegenbild zum Kapitalismus ist nicht eine Marktwirtschaft mit einem „anderen Geld“, sondern eine gesellschaftlich bewusst regulierte Wirtschaft.

Ebenso wenig wie Märkte ohne Konkurrenz ist eine Marktwirtschaft ohne Wachstumsdrang möglich. Geldgewinne gelten in ihrer Logik zwangsweise als Erfolg. Gesamtwirtschaftliche Geldverluste, die eine ökologisch (und sozial) sinnvolle „Schrumpfung“ der Geldwirtschaft nach sich ziehen würde, sind in ihr notwendigerweise eine schwere Krise, eine konstante Wirtschaft ohne quantitatives Wachstum von abstraktem „Wert“ bedeutet Stagnation.

Reichtumsunterschiede würden sich auch in einer zinslosen Geldwirtschaft vergrößern. Denn dass die einen Produktionsmittel besitzen und die anderen nicht, ist die Grundlage einer jeden Markt- und damit Geldwirtschaft. Wer Produktionsmittel besitzt, investiert freilich den Großteil des Profits in die Erweiterung des Reichtums, während die Lohnabhängigen gezwungen sind, den Großteil des Einkommens für den Lebensunterhalt auszugeben oder zu sparen. Auch dass die Konkurrenzstarken die Konkurrenzschwachen überrunden und vernichten liegt im Mechanismus der Konkurrenz selbst, nicht im Zins begründet.

Und schließlich hätte ein „anderes Geld“, das zum Beispiel kontinuierlich an Wert verliert, wie das die „Zinskritik“ vorschlägt, selbst eine neue problematische Konsequenz. Es würde, da der Wertverlust eines von der Zinskritik propagierten „Schwundgelds“ de facto wie eine Inflation wirkt, das ökologisch negative Wachstum eher fördern. Investitionen in die „Realwirtschaft“ würden vergleichsweise attraktiver als Anlagen am Finanzmarkt und kapitalintensive Projekte, wie sie ökologisch häufig problematisch sind, begünstigt.

Bernd M. Schmid (Finanz Punk)


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