»Bloß jetzt kein Gold verkaufen!«

Spekulanten setzen auf einen fallenden Goldpreis – gerade das könnte den Anstieg weiter befeuern. Warum es falsch wäre, jetzt Gold zu verkaufen.

Der Goldpreis steigt – schon fragen sich ängstliche Goldbesitzer, ob sie ihr Edelmetall vor dem nächsten Kurssturz abgeben sollten. Ich sage: Zittern sollten nicht die Goldbesitzer, sondern die Spekulanten. Viele haben mit dem fallenden Goldpreis massiv Shortpositionen aufgebaut: Sie wetten auf den weiter sinkenden Preis und haben das Edelmetall leerverkauft, es also abgegeben, ohne es zu besitzen. Doch der Preis erholt sich langsam. Steigt er weiter, verlieren Spekulanten Geld. Um Verluste zu begrenzen, könnten sie gezwungen sein, das leerverkaufte Gold zurückzukaufen. Und das könnte aus einer leichten Goldpreiserholung binnen kurzer Zeit einen sprunghaften Anstieg machen.

Meldungen, dass Profis Bestände reduziert haben, sollten Anlegern jedenfalls keine Angst machen: Hedgefondsmanager John Paulson hat zwar seine mit Gold gedeckten, börsengehandelten Papiere um die Hälfte reduziert. Doch auch er hat schon oft danebengelegen. Noch etwas spricht dafür, dass der Goldpreis weiter steigt: An den Börsen ist zurzeit ein eher ungewöhnliches Phänomen zu beobachten. Papiere auf die Lieferung von Gold in der Zukunft sind billiger als der aktuelle Preis. Wer heute (am Spotmarkt) Gold verkauft, kann es im April (auf Termin) rund zwei Dollar billiger kaufen. Profis nennen das Backwardation. Die Preisdifferenz spricht dafür, dass physisches Gold knapp sein könnte. Käufer wollen ihr Gold lieber gleich in den Händen halten, als es in ein paar Monaten zu bekommen. Es ist also etwas faul, im Goldmarkt. Und in solchen Zeiten ist es immer besser, physisches Gold zu halten.

Auf den ersten Blick drängt die Zeit nicht. Bei Händlern im Internet können Anleger noch Krügerrandmünzen bestellen. Erst auf den zweiten Blick deutet sich ein Engpass an: „Wir könnten aktuell 30 bis 35 Prozent mehr Krügerrandmünzen verkaufen, als wir am Markt bekommen“, sagt Robert Hartmann, Chef des Edelmetallhändlers Pro Aurum. Barren gebe es aber. Er beliefert aktuell nur seine Privatkunden mit Münzen, Einkäufer großer Banken werden trotz Nachfrage spärlich bedient.

Auf Ware aus der Schweiz muss Hartmann schon zwei bis vier Wochen warten. Denn die Lieferanten aus der Schweiz schicken viel Ware nach Asien – und die Chinesen kaufen wie wild. Deren Nachfrage nach Gold hat im ersten Halbjahr rasant zugelegt: Der Verbrauch ist im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 54 Prozent auf 706 Tonnen gestiegen. Damit könnte China gar Indien als wichtigstes Abnehmerland ablösen. Die indische Regierung hat den Handel mit Gold beschränkt. Sie verbot den Import von Münzen und erhöht die Steuern. So will sie die Nachfrage eindämmen, weil Goldimporte das Außenhandelsdefizit verschärfen. Inder stört das wenig, der Schmuggel blüht. Käufe von Verbrauchern aus China und Indien könnten laut World Gold Council in diesem Jahr auf einen Rekordstand von je 1.000 Tonnen steigen.

Ich jedenfalls würde Gold jetzt nicht verkaufen.

Argon Avedias (21.08.2013)

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