Ökonom Dirk Meyer: Ohne Hilfen ist Griechenland im März pleite. Dann stünde Griechenland faktisch vor der Einführung einer eigenen Währung. „Ähnlich wie das Deutsche Reich 1923 die Rentenmark als staatliche Schuldverschreibungen einführte, würde wohl eine neue Drachme auf Schuldscheinbasis als nationale Parallelwährung neben dem Euro entstehen.
Die neue griechische Regierung hat nach Einschätzung des Hamburger Ökonomen Dirk Meyer wenig Spielraum für ihr Pokerspiel mit der EU. „Der griechische Staat ist Ende März ohne weitere Hilfen wohl zahlungsunfähig“, schreibt Meyer, Wirtschaftswissenschaftler an der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg, in einem Gastbeitrag für die WirtschaftsWoche.
„Spitzt sich die Lage zu, könnte es zu einem Bank Run und zu Bankenzusammenbrüchen kommen, die Griechen würden Euro-Bargeld horten.“ Für diesen Fall sieht Meyer die neue Regierung vor dem Problem, die Löhne der Staatsbediensteten und den Ankauf von Gütern und Sozialleistungen nicht mehr in Euro bezahlen zu können.
Dann stünde Griechenland faktisch vor der Einführung einer eigenen Währung. „Ähnlich wie das Deutsche Reich 1923 die Rentenmark als staatliche Schuldverschreibungen einführte, würde wohl eine neue Drachme auf Schuldscheinbasis als nationale Parallelwährung neben dem Euro entstehen. Dies käme einem De-facto-Austritt aus der Währungsunion gleich.“ Angesichts dieses Szenarios bestehe auf Seiten der Euroländer gar kein Druck, auf die Forderungen Griechenlands nach einem Schuldenschnitt einzugehen.
Ökonomisch sei der Austritt Griechenlands zu verkraften. „Da 81 Prozent der griechischen Staatsschulden bei öffentlichen Gläubigern liegen, wird es keine europäische Bankenkrise geben. Ansteckungseffekte auf andere Krisenstaaten Europas dürften derzeit ebenfalls kein Thema sein.“
Auch rechtlich sieht Meyer mehrere Möglichkeiten für einen Austritt aus dem Euro. Zwar gebe es keinen regulären Scheidungsartikel im EU-Vertrag. Gleichzeitig sehe aber Artikel 50 des EU-Vertrages einen Austritt aus der EU ausdrücklich vor. „Dies könnte einen Austritt Griechenlands für eine juristische Sekunde und einen sofortigen Wiedereintritt ohne Euro als quasi vertragskonforme Lösung ermöglichen“, so Meyer.
„Ähnlich dem Fall Großbritanniens oder Dänemarks könnte zudem der Sonderstatus als «Mitgliedstaat mit Ausnahmeregelung» gemäß Artikel 139 des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union (AEUV) Griechenland die Einführung einer neuen Drachme erlauben.“
Zudem wäre die Rückübertragung der Währungssouveränität bei einem einstimmigen Beschluss des Europäischen Rates möglich. „Unter Verzicht seiner Beteiligung an der gemeinsamen Geldpolitik könnte ein Mitgliedstaat über diesen Weg eine neue eigene Währung einführen.“
Was ein GREXIT für die Banken bedeuten würde, ist derzeit noch unklar. Börsianer befürchten, dass Deutsche Bank aber auch Commerzbank nicht nur Griechenbonds im Depot haben sondern auch noch andere Schuldverschreibungen. Ein Austritt Griechenlands würde laut Beobachtern auf jeden Fall neue Verwerfungen in der Bankenlandschaft nach sich ziehen.