Der Devisenchef der Deutschen Bank verlässt überraschend das Schiff. Liegt es an hochspekulativen Positionen? Laut Geschäftsbericht schlummern in den Büchern Derivate im Werte von 54 Billionen Euro. Bei der Commerzbank sind es rund 7 Bio. (2012).
Wie gefährlich sind die Derivate-Positionen bei Banken? Daran scheitern sich die Geister. Anlässlich der Bilanzvorstellung des größten deutschen Bankhauses weist die Bank ein Derivate-Volumen von über 54 Bio. Euro aus. Bei der Commerzbank sind es übrigens rund 7 Bio. Euro (2012).
Das soll aber nicht erschrecken: Denn die Bank hat die Positionen selbstverständlich gehedged und international abgesichert.
Die gute Nachricht: Unter Berücksichtigung diverser finanzakrobatischen Rechnungen bleiben angeblich am Ende nur noch 21 Milliarden Risiko übrig. Bei der Commerzbank liegt das Risiko „zusammengerechnet“ fast bei Null. Also alles in Ordnung?
Die schlechte Nachricht: was passiert eigentlich, wenn ein Counterpart ausfällt? Denn das Spielkasino funktioniert nur, wenn das Finanzsystem intakt ist. Kommt es jedoch zu Verwerfungen, könnte das böse Folgen haben. Man kann nur hoffen, dass die Deutsche Bank ihre 54 Billionen Risiko gut überprüft hat und nicht die eine oder andere Billion doch im Feuer steht. Wer kann das von Außen schon beurteilen?
Zum Vergleich: Das Bruttoinlandsprodukt der Volkswirtschaft Deutschlands beträgt 2,7 Billionen Euro, das der Eurozone 9,6 Billionen Euro. Die Einlagen bei der Deutschen Bank werden mit rund 550 Mrd. Euro ausgewiesen.
Vor diesem Hintergrund verwundert es nicht, dass die Bank eine Kapitalerhöhung angekündigt hat, um ihr „Sicherheitspolster“ zu erhöhen. Ob die paar Milliarden angesichts der Risiken allerdings ausreichen, wird die Zukunft zeigen.
Weltweit sind laut BIS übrigens Derivate im Wert von rund 700 Bio. Dollar im Umlauf, Tendenz steigend. Sprich: jeder ist mit jedem vernetzt, gehedegt, verstrickt. Dumme Frage: was passiert eigentlich, wenn sich zwei Schwache gegeneinander hedgen? In den Büchern ist das Risiko dann Null – aber damit ist es naürlich noch längst nicht aus der Welt. Mit ein bisschen Hedge-Akrobatik kann man so jedes Risiko aus den Büchern radieren. Fällt jedoch ein Player aus, kann dies einen finalen Dominoeffekt auslösen.
Die Deutsche Bank ist im internationalen Bankensystem aber kein Einzelfall. Das Derivate-Exposure ist zwar Weltrekord, aber auf Platz 2 folgt bereits die US-Bank JPMorgan mit einem Derivatevolumen von rund 70 Bio. Dollar (gut 50 Bio. Euro).
Kein Wunder, dass alles daran gesetzt wird, weltweit Banken nicht pleite gehen zu lassen. Doch wehe, es passiert trotzdem! Eines ist sicher: Je größer der Derivateberg, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass es zum GAU kommt. Auch wenn jetzt noch alles dem äußeren Anschein nach wunderbar funktioniert: Das Risiko steigt täglich. Es wird nicht weniger. Es wird größer. Am Ende ist nicht nur das Risiko „Null“ – sondern auch das gesamte Geldsystem Null – nämlich nach der großen Derivate-Implosion.
Die aktuellen Derivate-Positionen von Deutscher Bank und Commerzbank: HIER